Spezialthema | Nicht nur im Oktober – Diese Akteure aus der Hauptstadtregion helfen Burstkrebspatientinnen

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Im Brustkrebsmonat Oktober wird weltweit über die Erkrankung, die Situation der Frauen und die Vorsorgemöglichkeiten aufgeklärt. In Berlin-Brandenburg wird dieses Thema ganzjährig und umfassend vorangetrieben – dank der hohen Dichte an Forschungs- und Versorgungseinrichtungen sowie forschenden Unternehmen.

Jedes Jahr rückt im Oktober weltweit ein Thema in den Mittelpunkt: Brustkrebs. Erstmals in den 1980er Jahren ins Leben gerufen, wird seither jährlich 31 Tage lang in vielen Ländern der Welt besonders intensiv über die Erkrankung und Forschung dazu informiert, auf die Situation von Betroffenen aufmerksam gemacht und vor allem Frauen zur Vorsorge geraten. Im Englischen wird der Aktionsmonat auch „Pink October“ genannt - die Farbe soll die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Unter anderem werden Gebäude nachts in Pink angeleuchtet und Prominente tragen pinke Schleifen.  

Auch in Deutschland wird im Oktober verstärkt auf das Thema aufmerksam gemacht. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert-Koch-Institut ist Brustkrebs mit rund 74.500 Neuerkrankungen im Jahr 2022 die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. „Auf Basis der aktuellen Inzidenzraten erkrankt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs“, so das Zentrum. Die gute Nachricht: Seit Ende der 1990er Jahre gehen laut ZfKD die Sterberaten aufgrund von Brustkrebs kontinuierlich zurück, zuletzt am stärksten bei Frauen zwischen 60 und 69 Jahren. Die Gründe seien neben Fortschritten in der Therapie und Forschung auch die verstärkten Früherkennungsuntersuchungen. 

In der Metropolregion Berlin-Brandenburg gibt es zu dem Thema entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Forschung und Entwicklung über die Therapie bis zur Versorgung – eine hohe Dichte an Akteuren, die sich dem Kampf gegen Brustkrebs widmen.  

Frauenklinik der Charité mit mehreren Zentren 

Die Frauenklinik der Charité - Universitätsmedizin Berlin deckt zum Beispiel an zwei kooperierenden Standorten das gesamte Spektrum der Gynäkologie und Senologie ab: An der Klinik für Gynäkologie mit Brustzentrum (CCM) unter der Leitung von Professor Jens-Uwe Blohmer und an der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie (CVK), unter der Leitung von Professor Jalid Sehouli. An beiden Zentren arbeiten zahlreiche ausgewiesene Expertinnen und Experten, darunter Professorin Maria Margarete Karsten, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Professorin Dorothee Speiser die Arbeitsgemeinschaft (AG) Karsten-Speiser leitet. Schwerpunkte der AG sind die Vorsorgeforschung und die Implementierung, Messung und Auswertung von patientenberichteten Therapieergebnissen sowie der Aufbau von neuen Registern zu noch wenig erforschten Brustkrebsentitäten. Außerdem wird in der AG an einer besseren Risikokommunikation gearbeitet.  

Ebenfalls zur Charité gehört das Comprehensive Cancer Center (CCCC), das dort als Tumorzentrum integriert ist. Neben molekularer Tumordiagnostik, interdisziplinären Therapien sowie Prävention, Früherkennung und Rehabilitation mit regionalen Partnern, werden am CCCC auch zahlreiche klinische Studien mit neuen Medikamenten und Behandlungsansätzen durchgeführt.  

Massenspektrometrie für Analyse und Therapie? 

Für einen präzisionsmedizinischen Ansatz steht das Projekt MSTARS. E wurdes gemeinsam von der Charité sowie weiteren Berliner Forschungsinstituten – dem Max-DelbrückCentrum für Molekulare Medizin (MDC), dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH), der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik (MPIMG) – gegründet. Bioinformatiker integrieren dabei neu gemessene Daten in bereits existierende genomische und transkriptomische Datensätze, um Therapieresistenzen anzeigen zu können. Das Wissen wird dann an die Kliniken zurückgeleitet und kann für Therapieentscheidungen genutzt werden.  

Vivantes Brustzentrum als meistempfohlene Klinik ausgezeichnet 

Auf Brustkrebserkrankungen spezialisiert ist auch das Vivantes Brustzentrum Am Urban. Das zertifizierte Brustzentrum mit besonders qualifizierten Fachärztinnen und Fachärzten der Gynäkologie arbeitet eng mit niedergelassenen Expertinnen und Experten zusammen. Es ist eines der größten seiner Art in Deutschland und wurde in Berlin von niedergelassenen Expertinnen und Experten als meistempfohlene Klinik für Brusterkrankungen ausgezeichnet. Eine Auszeichnung für ihre Arbeit hat auch die Krebsforscherin Professorin Ulrike Stein erhalten. Die Metastasis Research Society ehrte Stein 2022 mit dem Women in Science Achievement Award. Den Preis erhielt die Leiterin der Arbeitsgruppe Translationale Onkologie solider Tumore am Experimental and Clinical Research Center (ECRC) am MDC für ihre Forschungen zu der Frage, wie sich bösartige Tumorzellen im Körper ausbreiten und Metastasen bilden.  

Mammographiezentrum schult ärztliche und radiologische Fachkräfte 

Auch die, für die Früherkennung enorm wichtige, Mammographie wird in Berlin stets weiterentwickelt. Dafür werden am Referenzzentrum Mammographie Berlin unter anderem ärztliche und radiologische Fachkräfte geschult, Geräte und Bildwiedergabesysteme überprüft und Bildqualität, Befundung und Abklärungsdiagnostik verbessert. Das Zentrum ist eines von fünf solcher Einrichtungen, die im Rahmen des deutschlandweiten Mammographie-Screening-Programms etabliert wurden.  

KI unterstützt bei der frühen Diagnose 

Bei der frühen Diagnose von Brustkrebs kann auch Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend helfen. Doch um die KI auf das Erkennen von Krankheiten zu trainieren, sind viele Daten nötig. Diese in einer inklusiven, offenen und weltweit größten Datenbank im Kampf gegen Brustkrebs möglichst vielen Akteuren zugänglich zu machen, ist das Ziel der Hippo AI Foundation, die Bart de Witte in Berlin gegründet hat. Mittlerweile haben mehrere namhafte Unternehmen einer Kooperation zugestimmt.  

Neben den Forschungseinrichtungen gibt es in Berlin-Brandenburg eine ganze Reihe an Unternehmen, die sich mit Brustkrebs beschäftigen. So konzentriert sich die Merantix-Ausgründung Vara auf den Einsatz von KI beim Brustkrebs-Screening und entwickelt dafür eine Plattform, die den gesamten Prozess unterstützt – angefangen von der Terminvereinbarung bis hin zur Behandlung.  

Eine effiziente und schnelle KI-basierte Analyse des Brustkrebs-Screenings verspricht auch die Software RadioReport des Berliner Unternehmens Neo Q Quality in Imaging. Das Programm kann demnach in knapp 100 Sekunden detaillierte und präzise Berichte zu den Screenings abgeben. Ebenfalls auf KI setzt Aura Health Technologies – allerdings im Bereich der Ultraschalltechnologie. Mit KI-basierter Analyse von Daten aus Ultraschalluntersuchungen plant das Unternehmen nach eigener Aussage „die Operationsplanung und Navigation bei der Behandlung von Brustkrebs zu revolutionieren.“  

Mit Screeningmobil Frauen wohnortnah untersuchen 

Einen Schwerpunkt auf die gesamte Frauenheilkunde setzt das Unternehmen Hologic, das weltweit diagnostische Produkte, medizinische Bildgebungssysteme und chirurgische Artikel herstellt und seinen deutschen Sitz in Berlin hat. Das 2021 übernommene Tochterunternehmen SOMATEX entwickelt Medizinprodukte für die Brustkrebsbehandlung. Um das Brustkrebsscreening möglichst niederschwellig zu den Menschen zu bringen, hat Hologic ein Mammobil entwickelt: Dazu wurden Mammografie-Geräte von Hologic auf Fahrzeugen installiert. Mit den Screening-Trailern können Frauen wohnortnah untersucht werden.  

Personalisierte Krebstherapien 

An der gezielten und personalisierten Therapie von Krebs arbeitet das Berliner Unternehmen ASC Oncology – und setzt dabei vor der eigentlichen Behandlung an. Dazu werden im Reverse Clinical Engineering®-Testverfahren im Labor mithilfe von Robotern an patienteneigenen Tumorzellen hunderte von Medikamenten parallel auf ihre Wirksamkeit getestet und Behandlungsstrategien abgeleitet. Personalisierte Medizin und Diagnostik ist auch das Ziel von GILUPI in Potsdam. Statt auf Biopsien setzt der eigens entwickelte CellCollector darauf, Krebszellen mit einem metallischen Draht in einer Vene einzufangen und sie anschließend zu untersuchen.  

Der Pharmahersteller Stemline, der inzwischen Teil der Menarini-Gruppe ist, entwickelt und vermarktet neuartige onkologische Therapeutika – darunter mehrere Medikamente, die für Brustkrebsbehandlungen zugelassen wurden.   

Apps helfen den Frauen bei ihrer Therapie 

Ist die Diagnose gestellt, brauchen die Betroffenen auch abseits der Medikamente Hilfe, Zuspruch und Unterstützung. Gleich mehrere App-Entwickler wollen den Betroffenen hier helfen. Soche digitale Unterstützung bietet beispielsweis die deutsche Tochtergesellschaft des isländischen Unternehmens Sidekick mit Sitz in Berlin, die ein 14-wöchiges Programm für Brustkrebs-Betroffene anbietet. Das Programm kann als App genutzt werden und bietet neben Techniken zum Umgang mit Stress auch Tipps zur Kommunikation mit dem Behandlungsteam. 

Die Mika-App wiederum ist ein zertifiziertes Medizinprodukt und richtetet sich grundsätzlich an alle Krebspatientinnen und -patienten. Der digitale Onkologie-Begleiter wurde unter anderem von Forschenden an der Charité entwickelt, erinnert an Medikamente, gibt individuelle medizinische Ratschläge und hilft, Nebenwirkungen zu dokumentieren.  

Wer darüber nachdenkt, in den Feldern Onkologie und Frauengesundheit zu gründen, dem bietet z. B. der Berliner Venture Builder RoX seine Hilfe an. Das dortige Expertenteam hat sich u. a.  Für solche auf diese g Gebiete spezialisiert und unterstützt mit Kontakten und Expertise von der Organisations- und Portfolioentwicklung bis zum Marktzugang und der Kommerzialisierung. Die App Brea zum Beispiel ist aus RoX hervorgegangen. Sie möchte Patientinnen täglich wissenschaftlich fundiert begleiten und etwa Terminkalender, Kontakte und Informationen zur Selbstfürsorge bereitstellen. 2020 in Berlin gegründet, wird das Team hinter Brea unter anderem von Berlin Partner unterstützt. Ohnehin ist Berlin Partner für solche wegweisenden Gründungsvorhaben jederzeit ansprechbar und eine Adresse, an der es kompetente Unterstützung für den Weg an den Markt gibt. 
 

Weiterführende Links: 

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