Im Portrait | Der Blick ins Gehirn – ANT neuro und eemagine

Wer ein EEG (Elektroenzephalografie) auf den Kopf bekommt, hat gute Chancen, dass es eins von ANT neuro und eemagine ist. Seit über 25 Jahren liefern die beiden Unternehmen von Berlin aus Spitzentechnologie an internationale Kunden. Auch für die Zukunft steht Wachstum auf dem Programm.

 

Die Geschichte von ANT neuro (Advanced Neuro Technology) und eemagine beginnt bereits Ende der 1990er-Jahre. 1997 gründeten Frank Zanow und Thomas Knösche ANT neuro. Beide hatten an der University of Twente in Enschede (Niederlande) promoviert. Das erste Produkt des neuen Unternehmens war eine Software, die auf ihrer Doktorarbeit basierte. Diese Software ermöglichte die Analyse von EEG/MEG-Daten.

Damit hatten die beiden Erfolg und 1999 folgte die Gründung von der eemagine Medical Imaging Solutions GmbH in Berlin. Hier ist Frank Zanow heute noch Geschäftsführer. ANT neuro und eemagine bieten heutzutage eine breite Palette von Produkten rund um die neurologische Diagnostik und Forschung an.

Produktion und Vertrieb

Die Firma eemagine übernimmt von Berlin aus die Herstellung der Geräte. Berlin ist der größte Standort des Unternehmens – etwa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier beschäftigt. ANT neuro ist immer noch ein niederländisches Unternehmen, hat mittlerweile aber auch Büros in Berlin, den USA, Australien, China und England. Die Firma gibt den Produkten das Branding und übernimmt den Verkauf. Mit ihren Produkten decken die beiden Firmen die Bereiche der Neuronavigation und des EEG ab. „Beim EEG gehören wir zu den Top drei der Hersteller weltweit“, sagt Sebastian Carstens, Head of Marketing bei eemagine.

 

Bei der Neuronavigation geht es um Anwendungen mit nicht invasiver Hirnstimulation. Dabei wird zum Beispiel ein elektromagnetisches Feld von außen um das Gehirn aufgebaut, das Neuronen stimuliert oder blockiert. So lassen sich Netzwerke im Kopf untersuchen. Im klinischen Sektor wird dieses Verfahren zum Beispiel genutzt, um medikamentenresistente Depressionen zu behandeln. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Analyse des Tumorwachstum vor Operationen am Kopf. Dafür stellt ANT neuro Geräte her, mit denen sich feststellen lässt, in welchem Bereich der Tumor genau sitzt, um bei der Operation so wenig funktionales Gewebe wie möglich zu entfernen.

 

Standorte in Berlin

Die Produkte dafür werden hauptsächlich in Berlin entwickelt und hergestellt. In der Hauptstadt verteilt sich eemagine auf drei Büros. An zwei Standorten im Friedrichhain wird die Entwicklung der Soft- und Hardware sowie Sales und Marketing übernommen, in Marzahn befindet sich die Produktion, wo die Systeme zusammengebaut werden. Beliefert werden Kunden weltweit. Dazu gehören hauptsächlich Institutionen aus der Forschung und Wissenschaft sowie aus der Medizin. Die Entwicklung der einzelnen Produkte orientiert sich dafür unter anderem am Markt und an geförderten Projekten. „Wir schauen zum einen, dass wir unsere Produkte kontinuierlich verbessern. Des Weiteren haben wir natürlich die Bedarfe im Blick und entwickeln neue Produkte anhand von dem, was benötigtet wird“, erklärt Sebastian Carstens. „Im Laufe der Jahre waren wir auch immer wieder an Projekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beteiligt, in denen Grundlagenforschung betrieben wurde und die Lösungen verschiedener Anbieter zusammengeführt haben.“

Derzeit kooperieren eemagine und ANT neuro zum Beispiel mit der Universitätsklinik in Amsterdam. Dort wurden Rettungswagen mit einem EEG von ANT neuro ausgestattet, das eine schnelle Aufnahme von Daten ermöglicht und beispielsweise bei Schlaganfällen sehr schnell einen ersten Überblick zu betroffenen Bereichen liefern und an die behandelnde Klinik schicken kann. Die Technologie dafür wurde zusammen mit der Technischen Universität in Ilmenau entwickelt.

Zukunft und Wachstum

Derzeit wächst eemagine am Standort Berlin. Zudem baut das Unternehmen seit ein paar Jahren ein Ökosystem rund um seine Produkte auf. „Wir haben zum Beispiel die Neuromotion Ventures Holding geründet, das ist eine Art Inkubator für Start-ups, die unsere Hardware für sich nutzen“, sagt Carstens.

Ein weiteres starkes Wachstum wird zukünftig im Segment Mental Health erwartet. „Hier können wir die ganze Produktpalette im medizinischen Bereich abdecken und erwarten einen großen Zuwachs“, so Carstens.

Wichtig für die Zukunft ist auch bei eemagine und ANT neuro das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Hier wird sich vor allem im Hinblick auf die Auswertung von Daten des EEG eine Menge tun. Auch für die internen Prozesse des Unternehmens wird KI an Bedeutung gewinnen.

Unabhängig davon, wie sich die Dinge entwickeln, bleibt Berlin für eemagine der Heimatstandort: „Es ist nicht nur so, dass unsere Wurzeln hier liegen, für uns ist es auch ein Standortvorteil, dass die Stadt so viele Menschen aus der ganzen Welt mit einem hohen Bildungsstand anzieht“, sagt Sebastian Carstens. Weit über die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommt nicht aus Deutschland.

Für die internationale Sichtbarkeit ist ANT neuro auch auf internationalen Messen anzutreffen, so auch regelmäßig auf dem von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie organisierten Gemeinschaftsstand Berlin-Brandenburg auf der Medica in Düsseldorf.

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