Pressemitteilung zum Projektende Curefly: Innovation lässt sich nicht aufhalten

Überwiegend positives Fazit zum Abschluss des Projektes „CureFly“

 

Zur Abschlusskonferenz des Projektes „CureFly“ lud das Naëmi-Wilke-Stift Guben am Mittwoch, 22. Mai, Projektpartner und fachkundige Referenten sowie politische Vertreter ein. Das Fazit ist gemischt. „Wir haben viel erreicht und alles klären können, was für den regulären Betrieb notwendig ist“, versicherte Beate-Victoria Ermisch, Projektleiterin am Naëmi-Wilke-Stift. „Die technischen Voraussetzungen sind hervorragend. Die Drohne PW.Orca der Firma Phoenix Wings erfüllt alle Voraussetzungen für den Transport von Laborproben vom Krankenhaus zum Zentrallabor in Cottbus. Und wir haben einen Rekord aufgestellt: mit 40 Kilometern den längsten Drohnentransportflug außerhalb der Sicht eines Fernpiloten in Deutschland.“ Die Fluggenehmigung für eine genau definierte Strecke  von Guben nach Cottbus liegt vor.

So könnte der reguläre Betrieb aufgenommen werden, wenn nicht eine entscheidende Genehmigung des Luftfahrbundesamtes fehlen würde: der Flug der unbemannten Drohne über bewohntes Gebiet ist unter der aktuellen Gesetzgebung faktisch nicht möglich. Start- und Landeplatz müssen außerhalb der Stadtgrenzen von Guben und Cottbus liegen und somit ist eine wirtschaftliche Nutzung im Regelbetrieb von Haus zu Haus ausgeschlossen.

„Sollten sich die rechtlichen Bedingungen ändern, stehen wir wieder in den Startlöchern“, bleibt die Projektmanagerin trotz allem zuversichtlich.

„Es gibt gute Gründe für einen regulären Betrieb“, erklärt Steffen Lutter, der den Projektpartner, das MVZ Gemeinschaftslabor Cottbus, vertrat. Täglich sind 54 Fahrer zusammen gerechnet rund 6.000 Kilometer unterwegs, um Laborproben aus der  Region nach Cottbus zu bringen. Eine Fahrzeugflotte von 30 Autos muss unterhalten werden. Dazu kommt der Zeitfaktor, ein Pkw benötigt rund 45 Minuten, die Drohne nur 20 Minuten für die Strecke.

„Die eingesetzte Drohne PW.Orca ist bei knapp drei Metern Spannweite weltweit konkurrenzlos, denn sie kann 15 Kilogramm Nutzlast bzw. 96 Liter Volumen transportieren. Ihre Zuverlässigkeit stellt sie zurzeit in China unter Beweis. Dort hat sie bereits 1.600 Flüge erfolgreich absolviert“, betont Dennis Häfner, Entwickler bei  Phoenix Wings.

In der gesamten EU ist das nicht so einfach möglich. Dr. Philip Edelmann, Referent der Stabsstelle Flugbetrieb und selbst Pilot der ADAC Luftrettung gGmbH, erklärt, wo die Probleme liegen. Es fehlt momentan noch ein klares Konzept zur Übersicht des Luftraumes.  Eine Kollision von Drohne und Rettungshubschrauber zum Beispiel darf es nicht geben. Und: Ohne Koordinierung kein sicherer Flugbetrieb. Dass an einem entsprechenden System basierend auf Technologien der bemannten Luftfahrt gearbeitet wird, gibt Hoffnung. Seine Aussage: „Zusammen schaffen wir das!“

Ähnlich äußerte sich David Schönherr, Betriebsprüfer für die spezielle Kategorie Unbemannte Luftfahrzeuge beim Luftfahrt-Bundesamt. Was die Genehmigungen für Flüge im unkontrollierten Luftraum angeht, stünden wir in Deutschland im europäischen Vergleich eigentlich schon ganz gut da. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch und so bedarf es noch weiterer technischer Investitionen sowie Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden.

Unterstützung für das Projekt erhält das Naëmi-Wilke-Stift von vielen Akteuren. Erfolgreich wurden für die Stiftung Projektgelder beim Bundesamt für Verkehr und Logistik beantragt und in Höhe von rund 73.000 Euro bewilligt. Nadine Städter, Fachbereichsleiterin der Stadt Guben, lobte die Innovationsfreude des Naëmi-Wilke-Stifts. Olaf Lalk, Erster Beigeordneter des Landkreises Spree-Neiße, sieht unter  anderem darin eine Chance, für eine flächendeckende und zukunftssichere medizinische Versorgung.

So zog Projektmanagerin Beate-Victoria Ermisch am Schluss doch noch ein  optimistisches Fazit: „Innovation lässt sich nicht aufhalten. Irgendwann wird es ganz normal sein, dass Drohnen Laborproben transportieren und wir werden uns fragen, wie es vorher war.“

Beate-Victoria Ermisch
Leiterin des Projektbüros Naëmi-Wilke-Stift Guben

Bildtexte:

Die Projektpartner v.l.: Andreas Mogwitz, Verwaltungsdirektor Naëmi-Wilke-Stift, Beate-Victoria Ermisch, Leiterin des Projektbüros NWS, Dennis Häfner, Ingenieur Firma Phoenix Wings GmbH, Steffen Lutter, MVZ Gemeinschaftslabor Cottbus GmbH, Monika Roszak und Agnieszka Jacob, beide Projektbüro NWS.

Die Drohne PW.Orca beim Beladen mit Laborproben.

Fotos: Naëmi-Wilke-Stift Guben, Renate Kulick-Aldag