Pflege in Berlin: Das hat der neue Senat im ersten Jahr erreicht
Pflege ist ein Zukunftsthema, das immer mehr Menschen betreffen wird. In Berlin ist schon jetzt jeder zehnte Einwohner mit dem Thema verbunden. 116.000 Menschen sind in der Stadt pflegebedürftig. In den Pflegeheimen und bei den Pflegediensten arbeiten 46.000 Beschäftigte. Und es gibt in Berlin 200.000 pflegende Angehörige. Auch deshalb ist das Thema Pflege zum ersten Mal auch im Titel einer Senatsverwaltung vertreten. Die Bezeichnung im Namen einer Senatsverwaltung bedeutet auch, dass ein wesentlich stärkerer Fokus auf die ministerielle Arbeit im Bereich der Pflege besteht, sowie das Thema auch sichtbarer und bewusster auf der politischen Agenda und in der Öffentlichkeit auftaucht.
Pflege gehört in die Mitte der Gesellschaft. Viele Menschen werden über Nacht mit dem Thema Pflege konfrontiert, ohne dass sie sich vorher darüber Gedanken gemacht haben. Der Bedarf an Information ist auch deshalb gestiegen, weil sich rechtlich einiges geändert hat. Informationen, Beratung und Unterstützung gibt es in den Pflegestützpunkten. Im Juli wurde der 36. Pflegestützpunkt eröffnet und damit existiert jetzt eines der dichtesten Beratungsnetze zur Pflege in ganz Deutschland. Innerhalb von 30 Minuten kann jede Berlinerin und jeder Berliner eine Beratung erreichen.
Bisher nicht im Focus der Öffentlichkeit stand die Gruppe der pflegenden Kinder und Jugendlichen. Schätzungsweise 30.000 Kinder und Jugendliche pflegen ihre chronisch kranken oder behinderten Eltern, Großeltern oder Geschwister. Sie helfen bei der Mobilisation, der Nahrungsaufnahme, der Körper- und Intimpflege und leisten emotionale Unterstützung. Mit dem Projekt „echt unersetzlich…!?“ bei Pflege in Not steht betroffenen Kindern und Jugendlichen in Berlin eine anonyme Onlineberatung und weiterführende Informationen zur Verfügung. Dabei ist das Land Berlin bundesweit Vorreiter.
Der Anteil der über 80-Jährigen wird bis 2030 um 62 Prozent steigen. Deshalb wird Berlin seine Versorgungsstrukturen ausbauen. Lösungen dafür wurden in der 80plus Rahmenstrategie beschrieben. Teil der Strategieumsetzung in 2017 waren eine Analyse der Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbünde sowie eine Untersuchung zu Lotsinnen und Lotsen im Versorgungssystem. Es hat sich dabei gezeigt: Insgesamt gibt es in Berlin zwar vielfältige Versorgungs- und Beratungsangebote, allerdings ist die Verbundarbeit in sehr unterschiedlichen Strukturen gewachsen. Die Verbünde leben aufgrund mangelnder Ressourcen vom freiwilligen Engagement der Verbundmitglieder. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung wird sie deshalb zukünftig stärker finanziell unterstützen.
Für die Umsetzung des Pflegeberufe-Reformgesetzes wurden im Doppelhaushalt 2018/2019 Maßnahmen getroffen, die sicherstellen, dass die dort verankerte generalistische Ausbildung ab 2020 starten kann. Ziel ist es, mit der Umlagefinanzierung die Ausbildungskapazitäten in Berlin zu erhöhen.
Außerdem hat Senatorin Kolat die Akteure in der Pflegebranche zu einem „Pakt für die Pflege“ aufgerufen, um konkrete Maßnahmen zu verabreden um die Attraktivität der Pflegeberufe zu erhöhen. Ein gemeinsames Ziel muss sein, einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege abzuschließen.
Über diese und weitere Themen wird Senatorin Kolat in ihrem Vortrag berichten.
Dilek Kolat (SPD), geboren 1967 in Kelkit/Türkei, lebt seit 1970 in Berlin. Nach dem Abitur 1986 studierte sie Wirtschaftsmathematik an der TU Berlin und arbeitete danach bei einer Bank in den Bereichen Controlling, Asset Management und Compliance. Ihren politischen Werdegang begann sie 1995 in der Bezirksverordnetenversammlung Schöneberg. Seit 2001 ist sie direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Friedenau, seit 2004 Kreisvorsitzende der SPD Tempelhof-Schöneberg. In den Jahren 2006 bis 2011 war Dilek Kolat stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Sprecherin für Haushalt und Finanzen, von 2011 bis 2016 Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen sowie von 2014 bis 2016 Berliner Bürgermeisterin.
Seit dem 8. Dezember 2016 ist Dilek Kolat Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.