Wissenschaftlicher Beirat der AOK Nordost empfiehlt Nutzung der Corona-Warn-App

Der Wissenschaftliche Beirat für Digitale Transformation der AOK Nordost spricht sich für die Nutzung der neuen Corona-Warn-App auf freiwilliger Basis aus. „So wie die App aktuell konzipiert und entwickelt ist, bildet sie einen wichtigen Baustein der Strategie, die Verbreitung des Virus zu kontrollieren“, formulieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem aktuellen Positionspapier zur „Corona-Warn-App" und ergänzen: „Nun liegt es an der Gesellschaft, diesem auf Freiwilligkeit aufbauenden System Rechnung zu tragen." Heute wurde die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Corona-Warn-App zum Download bereitgestellt. Mit ihrer Hilfe können Nutzer nachvollziehen, ob sie in Kontakt mit einem positiv auf Covid-19 getesteten Menschen standen. Dazu erfasst die App via Bluetooth, welche Smartphones einander nahegekommen sind. Eine möglichst breite Nutzung der Warn-App soll dazu beitragen, Infektionsketten besser und früher zu verfolgen.

 

 

Staat muss für Vertrauen werben und auf höchste Transparenz setzen

Für den Wissenschaftlichen Beirat stellt die Nutzung der App einen solidarischen Beitrag des Einzelnen dar, der jedem Einzelnen genauso wie der Gesellschaft nutzt. Die Nutzung des durch die App installierten „Frühwarnsystems“ sei ein „Beitrag für eine gesellschaftliche Annäherung mit Augenmaß“. „Damit möglichst viele Menschen die App auf dem eigenen Smartphone installieren und nutzen, muss der Staat für Vertrauen bei seinen Bürgerinnen und Bürgern werben und deren Sorgen ernst nehmen“, sagt Beirats-Sprecherin Inga Bergen. Beim Betrieb der Corona-Warn-App müsse höchste Transparenz gewährleistet sowie gut und verständlich darüber informiert werden.

Insgesamt betont der Beirat in seinen aktuellen Positionspapieren den solidarischen Gedanken, der insgesamt bei der Bewältigung der Krise gelte. „Ein funktionierendes Gesundheitswesen, verbunden mit dem solidarischen System der gesetzlichen Krankenkassen, erweist sich als stabilisierender Faktor in der Krise“, heißt es in dem vierseitigen Positionspapier unter dem Titel „Solidarität stärken: Mit Fairness aus der Krise“.

 

 

Immunausweis führt zur Zwei-Klassen-Gesellschaft mit inakzeptablen Folgen

Vor diesem Hintergrund betrachtet der Wissenschaftliche Beirat auch einen „Immunausweis“ für Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren und nach einer Immunisierung gegen die Krankheit von mehr Kontakterleichterungen profitieren könnten, als kritisch. Sie sprechen von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ und der Gefahr, dass sich Menschen absichtlich anstecken könnten, um einen Immun-Status zu erlangen. „Das kann aber nicht hinnehmbare Folgen haben und sogar zur Verbreitung der Krankheit beitragen“, erläutert Sprecherin Inga Bergen.

In einem Bereich sieht der Wissenschaftliche Beirat bereits eine Zwei-Klassen-Gesellschaft – und zwar zwischen besser und weniger gut informierten Menschen. Die Pandemie zeige mehr denn je die Notwendigkeit, dass alle Menschen über eine ausreichende Gesundheitskompetenz verfügen sollten. Mit Hilfe digitaler Bildungsangebote sind hier nicht nur die Krankenkassen, sondern auch Institutionen wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, allen voran aber auch die staatlichen Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen für eine verstärkte Bildung und Erziehung in Gesundheitsfragen gefordert.

 

 

Hintergrund

Der im November 2016 gegründete Wissenschaftliche Beirat für Digitale Transformation der AOK Nordost berät die Dreiländerkasse kritisch und unabhängig bei Fragen der digitalen Transformationen im Gesundheitswesen. Mitglieder des Beirates sind Prof. Dr. Wilfried Bernhardt, Prof. Dr. Dr. Walter Blocher, Prof. Dr. Stefan Heinemann, Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Jähnichen, Dr. Anne Paschke und Dipl.-Psychologin Marina Weisband sowie Dipl.-Pol. Inga Bergen (Sprecherin). Die Geschäftsführung liegt bei Prof. Dr. Dirk Heckmann.