Wie gelingt die Translation? DFG legt Stellungnahme vor und veranstaltet mit dem BIH ein Symposium in Berlin
„Ohne funktionierende Translation werden wir die Herausforderungen durch den demografischen Wandel nicht meistern!“ Mit starken Worten eröffnete Professor Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, das Symposium zur „Förderung der Translationalen Forschung in der Universitätsmedizin“. Kroemer ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Translation“ der Ständigen Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die ihre Empfehlungen zur Förderung translationaler Forschung in der Universitätsmedizin jetzt vorgelegt hat. „Wir brauchen bessere Medikamente, neue Verfahren und digitale Anwendungen. Und die guten Ergebnisse aus dem Labor müssen schneller in die klinische Praxis gelangen.“
Damit sprach Kroemer ein offensichtliches Problem der (deutschen) universitären Forschung an: Bis aus einer guten Idee etwa ein Krebsmedikament wird, vergehen im Durchschnitt 15 Jahre, sind eine Milliarde Euro verbraucht und nur etwa 10 % aller Projekte führen tatsächlich zum Erfolg. „Wir brauchen ein translationales Ökosystem, das die besonderen Voraussetzungen für diese Art der Forschung erfüllt“, sagte Professor Axel R. Pries, Vorstandsvorsitzender des BIH und Dekan der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das BIH arbeite daran, dieses bereit zu stellen: „Dazu zählen eine geeignete Infrastruktur, aber auch für die Translation begeisterte und ausgebildete Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen und ein bestimmter Mindset am Universitätsklinikum: Die Translation muss ermöglicht, gefördert und belohnt werden!“
Auf dem Symposium, das die DFG gemeinsam mit dem BIH Centrum für Regenerative Therapien organisiert hatte, ging es denn auch in Vorträgen und Diskussionen um diese Voraussetzungen. Professor Hans-Dieter Volk, Sprecher vom BCRT, erläuterte die Rolle des wissenschaftlichen Nachwuchses für die translationale Forschung. Ärzt*innen müssten schon früh während des Studiums an die Forschung herangeführt werden und später auch genügend Freiraum neben der klinischen Tätigkeit für ihre wissenschaftliche Arbeit erhalten. Die Clinician Scientist Programme, wie sie etwa auch das BIH anbietet, seien hier vorbildlich. Zum Thema „geeignete Infrastrukturen“ nannte Professor Christof von Kalle, BIH Chair für Klinisch Translationale Wissenschaften, als Beispiel die Clinical Research Units des BIH in der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die die Durchführung von Klinischen Studien unterstützen, oder auch Core Facilities, die die neuesten Techniken als Service-Leistungen anbieten. Professorin Petra Reinke stellte am Beispiel des Berlin Center for Advanced Therapies BeCAT der Charité – Universitätsmedizin Berlin technische Möglichkeiten vor, neuartige zellbasierte Medikamente unter Bedingungen herzustellen, die den hohen Ansprüchen der klinischen Medizin genügen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmer*innen Möglichkeiten, Anreize für die translationale Forschung zu setzen: Denn die herkömmlichen „Belohnungssysteme“ für Forscher*innen wie das Veröffentlichen in Fachzeitschriften oder das Einwerben von Drittmittel gelten für die translationale Forschung nur bedingt. „Wenn man in fünf Jahren nur zwei Artikel in Journalen mit eher niedrigem Impact Faktor publiziert, dann kann das tödlich für die Karriere sein“, gab Professorin Marion Subklewe vom Universitätsklinikum München zu bedenken. Man dürfe nicht den 100-Meter-Sprinter mit dem Marathonläufer vergleichen, ergänzte Professorin Duska Dragun, die Leiterin der BIH Academy. Axel R. Pries ist überzeugt: „Hier muss in längeren Zeiträumen gedacht werden. Nicht die Publikation, sondern das Wohl der Patient*innen ist das Ziel der translationalen Forschung. Und schon der Weg dahin muss sich für alle Beteiligten lohnen!“
Professor Georg Duda, Leiter der DFG-Arbeitsgruppe Translation und Direktor des Julius Wolf-Instituts für Biomechanik der Charité, stellte die Handlungsempfehlungen im Detail vor, die die DFG im Positionspapier verabschiedet hat. An die Universitätsmedizin richtete sich die Empfehlung, eine translationszugewandte Kultur aufzubauen, die geeignete Bewertungsmechanismen für Translationsleistungen entwickeln sollten und einen „Mind-Set“ des Translierens entwickeln müssten. An die Bundes- und Landespolitik erging die Empfehlung, so genannte Translations-Hubs bereitzustellen, also Forschungsinfrastrukturen, die mit geeignetem, qualifiziertem Personal und finanziellen Ressourcen ausgestattet, Translation in den verschiedenen Feldern von Zelltherapie bis hin zur Digitalisierung professionell unterstützen. Regulierungsbehörden sollten sich möglichst auf einheitliche Rahmenbedingungen einigen, etwa was Zulassungskriterien für Studien oder den Datenschutz betrifft. „Unser Ziel ist es, die translational orientierte Forschung in Deutschland nachhaltig zu stärken. Denn das ist die Aufgabe der Universitätsmedizin: Eine Forschung zu betreiben, die beim Patienten ankommt.“
Weitere Informationen zum Symposium finden Sie unter diesem Link.
Die Stellungnahme „Empfehlungen zur Förderung translationaler Forschung in der Universitätsmedizin“ ist verfügbar zum Download.