Welche Gesundheits-App ist gut? AppKri hilft
In dem Forschungsprojekt „AppKri – Kriterien für Gesundheits-Apps“, hat Fraunhofer FOKUS – das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme in Berlin – einen umfassenden Kriterienkatalog für die Bewertung von Gesundheits-Apps entwickelt. Die Webanwendung ist frei zugänglich und wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert.
Laut Fraunhofer FOKUS gibt es derzeit rund 100.000 Apps zum Thema Gesundheit in den App-Stores von Google und Apple. Etwa ein Drittel der Bevölkerung hat bereits eine App mit Bezug zu Gesundheitsthemen auf dem Smartphone oder Tablet installiert. Legt man zugrunde, dass die meisten Informationen dazu aus Werbetexten und Beschreibungen anderer App-Nutzer stammen, wird klar, dass neutrale, transparente Bewertungsangebote fehlen. Gerade solche aber dürften die entscheidende Unterstützung für Nutzer sein, die eine für sie geeignete Gesundheits-App suchen. Derzeit nämlich bleibt ihnen kaum mehr, als Apps zu installieren und dann auszuprobieren, ob sie wirklich die eigenen Bedürfnisse erfüllen.
Werkzeug für Multiplikatoren
Um eine neutrale Bewertungsplattform zu schaffen, wurde im Rahmen des „AppKri“-Projekts ein umfassender Meta-Katalog von Kriterien entwickelt. AppKri ist dabei kein generischer Kriterienkatalog für alle Gesundheits-Apps, sondern ein Werkzeug, mit dem Kriterienkataloge für eine spezifische Klasse von Gesundheits-Apps erstellt werden können. Die Idee ist, dass Nutzer mit der Hilfe von AppKri eigene, für ihre Zielgruppen und Zielstellungen passende Kriterienkataloge erstellen können. Diese Kataloge bilden dann die Basis für die Prüfung der relevanten Apps.
Nutzer der Webanwendung könnten nach Vorstellungen von Fraunhofer FOKUS zum Beispiel Organe der Selbstverwaltung, einzelne Kostenträger, medizinische Fachgesellschaften, medizinische Verbände oder Einrichtungen des Verbraucherschutzes sein. AppKri kann diese Multiplikatoren bei der Bewertung von Gesundheits-Apps unterstützen.
Im Projekt wurde auf Basis vorliegender Arbeiten eine offene Sammlung von möglichen Qualitätsanforderungen an Gesundheits-Apps vorgenommen und in Form von zirka 300 Kriterien über ein semantisches Netz systematisiert. Aus einem sehr breiten Spektrum an Themen und Perspektiven, das von Datenschutz und Datensicherheit über Interoperabilität und Funktionalitäten bis hin zu Verbraucherschutz, Gesundheitskompetenz und Nutzerfreundlichkeit reicht, können nach dem Baukastenprinzip Kriterien ausgewählt und zu einem Prüfkatalog zusammengestellt werden. Dieser ist dann auf die jeweils in den Blick genommene Indikation, Zielgruppe oder Einsatzsituation zugeschnitten. Die so erstellten Kataloge können im PDF- oder FHIR-Format exportiert und weiterverarbeitet werden.
Unter http://www.appkri.de steht der Meta-Kriterienkatalog zur freien Nutzung zur Verfügung. Über die dortige Hilfe-Funktion ist auch der Zugriff auf die Bedienungsanleitung von AppKri möglich.
Gute Produkte leichter erkennbar
Dr. Jörg Caumanns, Projektleiter von AppKri, betont: „Unser Ziel ist es, eine fundierte und transparente Bewertung von Gesundheits-Apps zu unterstützen, damit gute Produkte für die Nutzer leicht erkennbar werden. Im Dialog mit der Fachöffentlichkeit haben wir den Meta-Kriterienkatalog in der Pilotphase über mehrere Monate hinweg getestet und ergänzt.“ In der Zeit der Freischaltung Anfang November lag der Fokus der Mitarbeiter auf der Funktionalität und Stabilität der Web-Anwendung. Jetzt aber, so Caumanns, stünden wieder die Inhalte im Mittelpunkt. Die höchste Priorität habe der BITV2.0, aus dem das Projektteam Kriterien für barrierefreie Gesundheits-Apps ableiten möchte.
Aufgesetzt wurde die Anwendung auf dem Ontologieserver CTS2-LE des Fraunhofer FOKUS. Dieser bietet eine vollständig auf internationalen Standards basierende Plattform zur Verwaltung und Bereitstellung von Terminologien und semantischen Netzen.