Vorstandsvorsitzender des Berlin Institute of Health (BIH) Prof. Christopher Baum

Wie wichtig die Übertragung von medizinischen Forschungsergebnissen in die Praxis ist, zeigt die aktuelle Pandemie sehr eindringlich. Diesen Prozess der Translation zu fördern, ist die Aufgabe des Berlin Institute of Health (BIH), das im vergangenen Jahr in die Charité eingegliedert wurde. Im Oktober 2020 hat Professor Christopher Baum den Vorsitz des Vorstands am BIH übernommen. Wir haben mit ihm über die ersten Monate im Amt und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.

 

Fragen an Prof. Christopher Baum, Direktoriumsvorsitzender des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité:

 

1. Herr Prof. Baum, Sie haben zum Oktober 2020 das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Berlin Institute of Health (BIH) angetreten. Was waren Ihre ersten Eindrücke? Was hatten Sie sich für die ersten sechs Monate vorgenommen und was sind Ihre nächsten Themen?

Für unser Kernanliegen, die medizinische Translation, ist das BIH hervorragend positioniert: Auf der einen Seite die Charité als Universitätsklinikum der Maximalversorgung, auf der Forschungsseite unser Privilegierter Partner, das Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin. Mein Ziel für die erste Zeit war es, mir einen guten Überblick zu verschaffen, die Integration des BIH in die Charité zu begleiten und zugleich unsere Programmatik zu schärfen. Nun gilt es, das BIH weiter zu entwickeln zu einer Einrichtung, die die Innovationszyklen in der Medizin gezielt unterstützt und nachweisbar beschleunigt.

2. Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zur Industrie? Und dürfen sich eher große oder kleine Unternehmen an dieser Stelle angesprochen fühlen?

Wenn man über Translation spricht, ist Kontakt zur Industrie wichtig: die Entwicklung von neuen Therapieansätzen etwa kann ein öffentlich gefördertes Forschungsinstitut nicht alleine stemmen. Wir unterstützen aber gleichzeitig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, kleine Startup-Unternehmen zu gründen, insbesondere im Digital Health Bereich. Auch sind wir sehr daran interessiert, neue Wege der Zusammenarbeit zu finden. Es dürfen sich also alle angesprochen fühlen.

 

3. Im September 2020 haben Sie gemeinsam mit Charité und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) den Zuschlag vom BMBF für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen in Berlin erhalten – wie geht es hier weiter und welche Pläne gibt es?

Derzeit entwickeln wir mit den fünf anderen Standorten ein gemeinsames NCT-Konzept, mit dem die Krebsforschung und -behandlung in Deutschland auf ein neues Niveau gehoben werden kann. Hier in Berlin wird am Charité Campus Virchow ein neues NCT-Gebäude errichtet, in dem Ärzte und Wissenschaftlerinnen gemeinsam daran arbeiten, das molekulare und systemische Verständnis einer Krebserkrankung weiter zu vertiefen und darauf aufbauend individuell passende Behandlungsansätze zu gestalten.

 

4. Was ist aus Ihrer Sicht der Vorteil der neuen Eingliederung des BIH als dritte Säule in die Charité und was hat sich seitdem verändert?

Das kann man am besten erklären, wenn man den Begriff der Säule nicht zu wörtlich nimmt und die Aufgabe des BIH eher als Strang betrachtet, den es mit den Kräften der Charité zu verflechten gilt, ohne dabei seine Identität und Stärke zu verlieren. Durch die Integration ist die Translation gleichberechtigter Bereich der Charité geworden, neben Krankenversorgung und Forschung und Lehre, was sich auch in meiner Funktion als Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité widerspiegelt.

 

5. Am 11. Mai veranstalten Sie gemeinsam mit der Stiftung Charité den Charité BIH Entrepreneurship Summit 2021. Was ist das Ziel dieser Veranstaltung und an wen richtet sie sich?

Der Charité BIH Entrepreneurship Summit (CBES) findet seit 13 Jahren statt und ist ein Instrument über das auf Topniveau Vertreter/innen unseres eigenen und der besten internationalen Innovationsökosysteme zusammenkommen. Die Attraktivität des Events spiegelt sich in der Vielfalt hochkarätiger Akteure und der wachsenden Anzahl an Partnerländern wider. Der nachhaltige Zugang zu einer solch vielfältigen Quelle an inspirierenden Persönlichkeiten wirkt sich positiv auf Entscheider, Entrepreneure und Wissenschaftler unseres Berliner translationalen Ökosystems aus. Dieses Jahr fokussieren wir uns auf Themen und Innovationen, die die Patientenversorgung nachhaltig verändern werden.