Tiermedizinisches Zentrum für Resistenzforschung der Freien Universität Berlin feierlich eröffnet
Auf dem Veterinärmedizinischen Campus Düppel der Freien Universität Berlin ist am Dienstag ein neues und europaweit einzigartiges Forschungsgebäude eröffnet worden. In dem Tiermedizinischen Zentrum für Resistenzforschung (TZR) werden Grundlagen ebenso wie neue diagnostische, therapeutische und hygienische Maßnahmen mit dem Ziel erforscht, resistente Krankheitserreger einzudämmen. Das in den Jahren 2018 bis 2022 errichtete Gebäude wurde aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte finanziert. Die Baukosten betrugen rund 60 Millionen Euro. Es bietet Arbeits- und Forschungsplätze für rund 100 Personen. Im Rahmen der Veranstaltung verlieh der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, die Goldene Ehrennadel der Hochschule an den Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Prof. Dr. Dr. h. c. Lothar Wieler. Er würdigte den Wissenschaftler damit für dessen Verdienste um den Fachbereich Veterinärmedizin und dessen Engagement für die Entstehung des TZR.
Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, betonte, die Eröffnung des Gebäudes sei „ein guter Tag nicht nur für die Wissenschaft in Berlin, sondern auch für ganz Deutschland“. Mit Blick auf die Corona-Pandemie und die im TZR auch erforschten Zoonosen hob er hervor, die Gesundheit von Menschen und Tieren dürften nicht als separate Systeme betrachtet werden: „Die Verbindung zwischen Mensch, Tier und Natur kann man nicht nur herstellen, sondern man muss sie herstellen, wenn man die Fragestellungen und Probleme unserer Zeit verstehen und bearbeiten will.“ Insofern seien die Planerinnen und Planer beim Einreichen des Förderantrags ihrer Zeit voraus gewesen. Denn nicht zuletzt durch den Ausbruch der Pandemie sei deutlich geworden, „welche globale, wirtschaftliche, soziale, politische und gesamtgesellschaftliche Bedeutung veterinärmedizinische, infektiologische und hygienebezogene Fragestellungen haben“, betonte Professor Ziegler.
Prof. Dr. Uwe Rösler, Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin sagte in diesem Kontext: „Das Thema der Antiinfektiva-Resistenzen war vor acht Jahren bei der Antragstellung für das TZR bereits drängend und wichtig, und ist es heute umso mehr – weltweit! Der Fachbereich Veterinärmedizin und die Freie Universität haben, unterstützt durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin damals entscheidende Weichen gestellt, um zur Lösung dieses Problems einen wichtigen Beitrag zu leisten.“ Elemente dieses Beitrags seien „das nun eröffnete herausragende TZR-Gebäude, eine darauf schon früh ausgerichtete, konsequente Berufungsstrategie in den klinischen und paraklinischen Fächern sowie eine am Fachbereich gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern ständig weiter entwickelten Forschungstrategie“.
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Sprecher des Vorstands des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung, hob hervor: „Mit dem TZR-Forschungsgebäude erhält die bereits seit Jahren am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin stark ausgeprägte Forschungstätigkeit zu Antiinfektiva-Resistenzen eine exzellente Infrastruktur. Die dringend erforderliche interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit wird dadurch maßgeblich befördert. Wir sind überzeugt, dass dies zu wesentlichen neuen Erkenntnissen und somit zur Vermeidung von Resistenz-assoziierten gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Menschen wie Tieren führen wird. Unser Ziel ist es dabei, das TZR zu dem Standort für die Forschung zu Resistenzen bei veterinärmedizinischen Infektionserregern zu entwickeln. Gemeinsam mit unseren vielen Forschungspartnern hier am Standort Berlin sowie national und international stehen wir nun großer Vorfreude in den Startlöchern.“
Armaghan Naghipour, Staatssekretärin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung erklärte: „Für Gesundheit und Wissenschaft ist es wichtig, die Grundlagen der Entstehung von Antibiotikaresistenzen besser zu verstehen, um sie wirksamer bekämpfen zu können. Ich freue mich deshalb sehr über die Eröffnung des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung (TZR) der Freien Universität Berlin. Hier arbeiten Forscher:innen der verschiedenen Disziplinen - Humanmedizin, Veterinärmedizin, Umweltwissenschaften - im Sinne des One-Health-Ansatzes fächerübergreifend eng zusammen. Das ist so entscheidend, weil Resistenzen keine Grenzen kennen und sich zwischen Mensch, Tier und Umwelt rasch verbreiten können. Mit der Eröffnung des TZR ist die Gesundheitsstadt Berlin um ein Alleinstellungsmerkmal reicher.“
Senatsbaudirektorin Professorin Petra Kahlfeldt sagte: Die Erweiterung des veterinärmedizinischen Campus Düppel ist städtebaulich, architektonisch und funktional eine große Bereicherung. Die höchst funktionale Gliederung ermöglicht es, den Tieren optimale Haltungsbedingungen zu bieten und den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Gleichzeitig erhalten die Forschenden sehr gute Arbeitsbedingungen und eine Ausstattung mit hochsensiblen Großgeräten. Die außergewöhnlich hohen Anforderungen an Hygiene und Tierschutz sowie die hierfür erforderliche Haustechnik haben alle Beteiligten maximal gefordert und konnten in gemeinsamer Anstrengung gemeistert werden. Dafür möchte ich mich bei allen, die daran mitgearbeitet haben, bedanken.“
Weitere Informationen und Interview-Wünsche:
Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Telefon: 030 / 838-73180, E-Mail: presse@ fu-berlin.de
FAKTENBLATT: Resistente Krankheitserreger in der Tiermedizin effektiv eindämmen
Im neuen Tiermedizinischen Zentrum für Resistenzforschung (TZR) auf dem Campus Berlin-Düppel sollen diagnostische Verfahren, Therapien und Hygienemaßnahmen entwickelt werden, um die wachsenden Probleme mit resistenten Krankheitserregern in der Tiermedizin einzudämmen.
Das geplante Zentrum ist bundes- und europaweit das erste seiner Art: Erstmals wird dort Grundlagenforschung der Infektionsmedizin und der Hygiene-Fächer mit den tiermedizinisch-klinischen Fächern eng verzahnt, sowohl in der Forschung als auch in der Aus- und Weiterbildung. Künftig werden dort die molekularen Grundlagen von resistenten Krankheitserregern erforscht, Diagnoseverfahren konzipiert sowie Impfstoffe und andere Antiinfektiva-Resistenz vermeidende Maßnahmen entwickelt und in die Praxis überführt.
Diese Arbeit soll helfen, die Entstehung und Ausbreitung resistenter Bakterien, Viren und Parasiten bei Haus- und Nutztieren effektiv zu vermeiden und zur Produktion sicherer tierischer Lebensmittel beitragen. Das nutzt im Sinne des „One Health“-Ansatzes auch dem Menschen.
Das Bauprojekt wurde mit rund 60 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte gefördert. An der Freien Universität Berlin konnten bereits zwei weitere Bauprojekte mit Fördermitteln aus diesem Programm realisiert werden: der Neubau für die kleinen Fächer (Holzlaube), der 2015 eröffnet wurde, und der Neubau für die Erforschung Supramolekularer Funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen (SupraFAB), der voraussichtlich Ende Mai 2022 eröffnet wird.
Eckdaten:
- Adresse: Fachbereich Veterinärmedizin, Standort: Robert-von-Ostertag-Str. 8, 14163 Berlin
- Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Abteilung V Hochbau
- Planung und Bauleitung: Gerber Architekten GmbH
- Eröffnung: 26. April 2022; wissenschaftliches Eröffnungssymposium: 19./20. September 2022
- Fläche: ca. 3000 m2
- Gesamtkosten: rund 60 Millionen Euro, inkl. Erstausstattung, gemeinsame Förderung von Bund und Land im Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK)
- Bauzeit: 2018–2022
- Labor- und Büroarbeitsplätze für 90 Forschende und bis zu 20 technische Mitarbeitende
- hochausgestattete, infektionsmedizinische Labore (S2 GenTG, S2 BioStoff)
- Forschungshaltung (S2 GenTG, S2 BioStoff) u.a. für Geflügel, Schweine, Wiederkäuer, Nutzfische und Labornager
- Biobank zur Asservierung biologischer Gewebe und Infektionserreger
- wissenschaftliche Großgeräte, beantragt bei und finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG):
- o MALDI-ToF/ToF: Bruker ultrafleXtreme zur Identifizierung von Resistenz-, Tenazitäts- und Virulenzfaktoren sowie Typisierung von Bakterien
- o Konfokales Laser-Scanning-Mikroskop: Leica Stellaris 8 Falcon für in vitro- und ex vivo-Struktur- bzw. Prozessanalysen
- o LC–MS/MS: Agilent 6495 Triple Quadrupol für Bestimmung von Wirkstoffspiegeln und Rückstandsanalytik antiinfektiver Wirkstoffe
Infrastruktur zur bioinformatischen Aufbereitung und Analyse der Hochdurchsatz-Genomsequenzdaten und Speicherung der Primärdaten
Kunst am Bau: Nevin Aladag: „Fährtenlesen“ – Edelstahl-Wandinstallation mit den dargestellten Fährten verschiedener Tierarten im Atrium
Sprecher: Univ.-Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna
Bisherige Publikationen:
- Tiermedizinisches Zentrum für Resistenzforschung (TZR) der Freien Universität feiert Richtfest, Pressemitteilung vom 18.03.2019
- Richtfest für einen einmaligen Forschungsbau • Freie Universität Berlin, Beilage in der Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, Beitrag vom 27.04.2019
- Kunstwettbewerb für den Neubau des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung entschieden • Freie Universität Berlin, Beilage in der Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, Beitrag vom 27.04.2019
- Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung – die letzten Etappen bis zur Übergabe und offiziellen Eröffnung•Freie Universität Berlin, „Veterinärmedizin in der Hauptstadt“, Heft 38/39, Dezember 2021
- Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung – Endspurt trotz Coronavirus Pandemie•Freie Universität Berlin, „Veterinärmedizin in der Hauptstadt“, Heft 36/37, Dezember 2020
- Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung – Richtfest und Baufortschritt •Freie Universität Berlin, „Veterinärmedizin in der Hauptstadt“, Heft 34/35, Dezember 2019a
Pressefotos (weitere Fotos auf Anfrage, Bildsequenz auf Anfrage):
Link zum Herunterladen: https://box.fu-berlin.de/s/mMPp6qPBzRQFCY7
Tiermedizinisches Zentrum, Foto: Bernd Wannenmacher, Freie Universität Berlin
Artrium des Tiermedizinischen Zentrums mit Kunst am Bau „Fährtenlesen“ von 2022 Nevin Aladağ, Foto: Bernd Wannenmacher, Freie Universität Berlin
Laborbereich im Tiermedizinisches Zentrum, Foto: Bernd Wannenmacher, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Fachbereich Veterinärmedizin, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Foto: Bernd Wannenmacher
Prof. Dr. Uwe Rösler (im Labor), Dekan Fachbereich Veterinärmedizin, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tier- und Umwelthygiene im Zentrum für Infektionsmedizin, Foto: Bernd Wannenmacher