Im Porträt: TIB Molbiol: Berliner Testkits erkennen Coronaviren auf der ganzen Welt

Von Berlin-Tempelhof in die ganze Welt: Mitarbeitende von TIB Molbiol haben den weltweit ersten Coronatest entwickelt. Mittlerweile wurden Millionen Menschen mit den Kits getestet und die Aufträge reißen nicht ab. Vor kurzem hat der langjährige Partner Roche den Diagnostikspezialisten gekauft. Der Pharma- und Diagnostikkonzern will den findigen Forschern aber weiterhin nahezu freie Hand lassen.

 

Omikron hatte es noch nicht mal in die weltweiten Medien geschafft, da hatten die Forscher von TIB Molbiol schon eine Lösung für das Aufspüren der Virusvariante parat: Eine zusätzliche Testoption, um bei PCR-Tests die Mutationen zu erkennen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Forscher des kleinen Berliner Unternehmens ganz vorne mit dabei sind, bei der Erkennung des Virus, das die Welt seit mittlerweile zwei Jahren in Atem hält: Als erste Firma weltweit entwickelten die Berliner Anfang 2020 PCR-Tests, die das Coronavirus nachweisen konnten. Über 60 Millionen Corona-Tests wurden mittlerweile weltweit ausgeliefert.

Frühe Reaktion auf Entwicklungen
„Dieser Erfindergeist, das unkonventionelle Denken und die enorme Bereitschaft zur Flexibilität ist die große Stärke des gesamten Teams“, sagt Dr. Marcus Droege, Geschäftsführer von TIB Molbiol. „Die Forscher erfassen sehr früh die Entwicklungen, besorgen sich die Genomsequenzen und legen los.“ Droege, Doktor der Molekulargenetik, ist erst seit wenigen Wochen Geschäftsführer des Berliner Spezialisten für Molekulardiagnostik. Zuvor hatte er in der Diagnostik-Sparte der Roche-Gruppe gearbeitet. Roche ist seit über 20 Jahren Partner von TIB Molbiol und hat das Unternehmen im Dezember 2021 gekauft. Den Geschäftsführerposten hat Droege zum Jahresbeginn von dem Firmengründer Olfert Landt übernommen.

Seit 1990 im Geschäft
Der Biochemiker Landt hatte das Unternehmen als Spin-Off der Freien Universität in Berlin im Jahr 1990 zusammen mit einem Bekannten gegründet. Nach dessen Ausstieg führte er das Unternehmen alleine weiter. Neben der 40.000 Quadratmeter großen Anlage in Berlin, unterhält TIB Molbiol Büros und Produktionsstätten in den USA, Italien, Spanien, Kolumbien und Australien. Dort entwickeln, produzieren und vertreiben die rund50 Mitarbeitende Diagnostik- und Forschungsreagenzien. Außerdem stellen die Berliner Kits zur Identifizierung von verschiedenen Erregern her – unter anderem die Viren, die für die Geflügelpest oder die Schweinegrippe verantwortlich sind. Auch dafür wurden von Berlin-Tempelhof aus Tests in die ganze Welt verschickt. Und dann kam Corona.

Lieferung in alle Welt
Seitdem herrscht bei TIB Molbiol Ausnahmezustand, die 80-Stunde-Woche wurde zur Regelmäßigkeit und bis heute gibt es ununterbrochen Anfragen für Testkits aus aller Welt. Firmengründer Landt wurde durch die Entwicklung der weltweit ersten PCR-Tests auch zu einer wissenschaftlichen Stimme der Pandemie. Mit der Übernahme durch Roche hat Landt seinen Geschäftsführerposten nun abgegeben. „Er bleibt uns aber glücklicherweise noch eine Weile als Berater erhalten. So schaffen wir einen sehr guten Übergang“, sagt Droege. Für die Mitarbeiter und die Kunden soll sich mit der Übernahme nichts ändern. „TIB Molbiol wird eine eigenständige Roche-Tochter bleiben“, versichert Droege. „Gemeinsam bündeln wir Spitzenleistungen in Forschung und Technologie, um den Kampf gegen neue Infektionskrankheiten zu unterstützen. Die Kombination der Vorteile des flexiblen, schnellen und unabhängigen Arbeitens von TIB Molbiol mit der globalen Reichweite von Roche wird unsere Bemühungen, den Zugang zu qualitativ hochwertigen diagnostischen Tests zu erweitern, deutlich voranbringen.”

Weiterführende Links

Unternehmens-Webseite: https://www.tib-molbiol.de/de/

Übernahme durch Roche: https://www.roche.com/de/media/releases/med-cor-2021-12-01.htm