Rund 80 Prozent der Berliner Praxen nutzen elektronische Krankschreibung
850.000 Krankschreibungen in elf Monaten
Der „gelbe Schein“ bei Krankschreibungen begleitet die Berlinerinnen und Berliner seit Jahrzehnten. Allein bei der regional größten Krankenkasse AOK Nordost gingen in diesem Jahr bis Ende November rund 850.000 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, kurz AU, von Berliner Versicherten ein.
Doch seit Jahresanfang nehmen die Arztpraxen Schritt für Schritt Abschied vom Papierausdruck. Im November übermittelten die Berliner Ärztinnen und Ärzte bereits vier von fünf Krankschreibungen auf digitalem, sicher verschlüsseltem Weg an die Krankenkassen. Die Vorteile: Die Versicherten müssen sich selbst nicht mehr darum kümmern, den gelben Schein bei ihrer Krankenkasse einzureichen. Und bislang konnten allein bei Berliner AOK-Versicherten rund 325.000 Papierausdrucke eingespart werden.
Erstes Etappenziel bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems
„Die Einführung der elektronischen Krankschreibung in den Arztpraxen verlief holprig, wir hätten alle zusammen besser vorbereitet sein müssen. Aber inzwischen erreicht uns viel positives Feedback zur eAU aus den Arztpraxen und von unseren Versicherten. Damit ist ein wichtiges Etappenziel bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems fast geschafft. Die steile Lernkurve bei der eAU gibt Rückenwind für die weiteren Digitalisierungsschritte“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.
Die Bundesregierung hat sich in ihrer Digitalisierungs-Strategie das Ziel gesetzt, dass im Jahr 2025 mindestens 80 Prozent der Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) nutzen sollen. Bis dahin soll auch das E-Rezept als Standard in der Arzneimittelversorgung etabliert sein.
Ab Januar 2023 soll AU-Meldeverfahren vollständig digital erfolgen
Vollständig digitalisiert ist der Prozess der Krankmeldung noch nicht. Bislang drucken die Arztpraxen noch die AU-Bescheinigung für den Versicherten und dessen Arbeitgeber aus. Vom 1. Januar 2023 an soll sich das ändern. Patientinnen und Patienten erhalten ihre Krankschreibung dann auf Wunsch digital, sie können in der Arztpraxis aber weiterhin den Ausdruck für ihre Unterlagen bekommen.
Geplant ist zudem, dass die Arbeitgeber die eAU-Daten ab 1. Januar 2023 direkt bei den Krankenkassen abrufen. Medizinische Inhalte wie etwa Diagnosen werden dabei ausgespart. Die AOK Nordost stellt Arbeitgebern bereits seit Anfang des Jahres das neue Verfahren zur Verfügung und informiert Firmenkunden auf verschiedenen Kanälen darüber. Bis Ende November riefen Arbeitgeber rund 62.000 eAUs bei der AOK Nordost ab – mit zuletzt stark steigender Tendenz.
Höchste Zeit für Arbeitgeber, sich zu kümmern
Stefan Geburzi, Projektleiter eAU bei der AOK Nordost appelliert: „Falls Arbeitgeber sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben: Es wird höchste Zeit! Denn ab Januar 2023 wird es keine Papierausdrucke der Krankschreibungen für Arbeitgeber mehr geben. Wenn sie ihre Unterlagen vollständig und nachvollziehbar haben wollen - dann müssen sie sich jetzt schnellstmöglich mit dem Thema auseinandersetzen.“
Weitere Hintergründe zur eAU erläutert Stefan Geburzi in diesem Interview auf unserem AOK Nordost Forum Blog.