Rund 450.000 in Berlin von Depression betroffen
Der Gesundheitsatlas zeigt, dass 13,3 Prozent der AOK-Versicherten Berlinerinnen und Berliner im Jahr 2022 eine ärztliche Depressions-Diagnose erhalten haben. Im Vergleich mit den zwölf anderen deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt Berlin damit leicht über dem Durchschnitt von 13 Prozent.
Am häufigsten erhielten demnach die Menschen in Nürnberg eine Depressions-Diagnose (16,6 Prozent), dort ist rund jeder sechste Mensch betroffen. In Dresden hingegen erhielt nur jeder Neunte eine derartige Diagnose (10,8 Prozent).
„Studien haben gezeigt, dass sozial benachteiligte Menschen deutlich häufiger von Depressionen betroffen sind. Aber auch Einsamkeit, traumatische Lebensereignisse und chronischer Stress sind Risikofaktoren für das Entstehen einer Depression“, erläutert Dr. Sylva Böhme, Psychologin und Psychotherapeutin bei der AOK Nordost.
Frauen erkranken häufiger – suchen sich aber auch häufiger Hilfe
Der Atlas zeigt auch, dass die Depressionsdiagnosen mit steigendem Lebensalter stark zunehmen. Bei den 30- bis 34-Jährigen hat nur jeder 15. Mensch aus Berlin eine Depressions-Diagnose erhalten, bei den 80- bis 84-Jährigen mehr als jeder Vierte. Über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich ein starkes Gefälle zwischen den Geschlechtern: Insgesamt hat in Berlin im Jahr 2022 rund jede sechste Frau (16,6 Prozent) eine Depressions-Diagnose erhalten - aber nur jeder zehnte Mann (9,9%).
„Frauen erkranken häufiger und zum Teil stärker an Depressionen. Aber sie suchen sich auch eher professionelle Hilfe und tauschen sich zu Symptomen aus. Und: Sie haben ein deutlich geringeres Suizidrisiko als Männer“, sagt Dr. Sylvia Böhme, Psychologin und Psychotherapeutin bei der AOK Nordost. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mehr Aufklärung zu psychischer Gesundheit sowie den Risikofaktoren und Symptomen psychischer Erkrankungen zu betreiben. Dadurch könnten psychische Erkrankungen frühzeitiger erkannt - und bestenfalls verhindert werden.“
In diesem Hintergrund-Interview erläutert Dr. Böhme, warum die Menschen in Berlin häufiger von einer Depressionsdiagnose betroffen sind als in Brandenburg.
Die AOK Nordost unterstützt Kitas und Schulen mit gezielten Angeboten dabei, die psychische Gesundheit zu fördern. Zudem bietet die Krankenkasse Präventionsmaßnahmen zur Stressregulation und Entspannung für Betroffene und deren Angehörige. Erkrankte AOK-Versicherte haben die Möglichkeit, das prämierte Online-Selbsthilfe-Tool Moodgym zu nutzen. Zudem bietet ihnen das AOK-Ärztehaus „Centrum für Gesundheit“ in Berlin-Wedding eine Sprechstunde für depressive Erkrankungen an.
Beschäftigte im Verkauf besonders häufig betroffen
Der Gesundheitsatlas verdeutlicht auch, dass Depressionen hohe gesellschaftliche Folgekosten nach sich ziehen. So fielen AOK-Versicherte Berliner Beschäftigte, die sich im Jahr 2022 wegen einer Depression arbeitsunfähig melden mussten, im Schnitt für 36 Tage aus – also mehr als fünf Wochen am Stück. Im Vergleich zu anderen Krankheiten sind das überdurchschnittlich lange Fehlzeiten. Am häufigsten meldeten sich in Berlin dabei Verkäuferinnen und Verkäufer wegen einer Depression krank. Auf 100 Beschäftigte dieser Berufsgruppe kamen im Jahr 2022 dabei rund 14 Krankmeldungen wegen einer Depression – fast drei Mal häufiger als im Durchschnitt aller Beschäftigten in Berlin. Auch Beschäftigte in der Heilerziehungspflege und Sonderpädagogik sowie Fahrerinnen und Fahrer von Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen waren überdurchschnittlich häufig von Depressionen betroffen.
Die AOK Nordost berät und unterstützt Unternehmen in der Region mit spezifischen Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Beschäftigten – auch zur Erhaltung der psychischen Gesundheit.
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Berlin. Wer davon betroffen ist, ist oft nicht mehr in der Lage, den alltäglichen Aktivitäten nachzugehen – und muss sich zudem nicht selten mit Vorurteilen auseinandersetzen. Der rund 120-seitige „Gesundheitsatlas Berlin Depression“ (hier als PDF im Download verfügbar) möchte deshalb Wissenslücken über die Krankheit schließen. Er liefert umfassende Informationen zur Entstehung, Verbreitung und Prävention der Krankheit.
Quelle: AOK Nordost