Portrait: Medizintechnik aus Teltow: Die GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG
„Am Anfang hat die Matte, die unter der Matratze liegt, ausschließlich die Atmung des Babys gemessen und ein angeschlossener Monitor bei Unregelmäßigkeiten alarmiert“, erklärt GETEMED-Vorstandsmitglied Robert Downes. Schon 1987 erhielt das Unternehmen für diesen BabyGuard als erste Säuglings-Monitor-Generation den Innovationspreis Berlin. Damit war der Grundstein für umfangreiche Entwicklungen in der Medizin- und Informationstechnik gelegt. „Nach der Atmungsüberwachung folgte die der Herzfrequenz“, erinnert sich der Elektrotechnik-Ingenieur Downes, der selbst seit 1987 im Unternehmen ist. Zunächst waren dafür zwei separate Geräte notwendig. Als diese in einem vereint wurden, bedeutete dies das Ende der Matte. Stattdessen kam Ende 1990 eine weitere Funktion hinzu: die Messung der Sauerstoffsättigung.
Vitalfunktion-Monitoring für alle Altersgruppen
Inzwischen gibt es die vierte Generation der Monitore zur Überwachung der Vitalfunktionen von Risikopatienten aller Altersgruppen, die zu 95 Prozent für den ambulanten Gebrauch im Einsatz sind. „So können Patienten mit entsprechender Indikation schon frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen werden und bleiben trotzdem überwacht“, so Vorstandsmitglied Downes. VitaGuard heißt diese Serie.
Kardiologische Funktionsdiagnostik für den Weltmarkt
Als zweite Säule konzentrierte sich das mittelständische Unternehmen mit derzeit 68 Mitarbeitern, sieben davon in Chemnitz, seit Anfang der 90er-Jahre auf die kardiologische Funktionsdiagnostik. Damals gewannen Langzeit-EKGs immer größere Bedeutung, die zunehmend netzwerkfähig werden mussten. So bietet GETEMED in Kooperation mit GE Healthcare seit geraumer Zeit entsprechende Rekorder und Software an, die sowohl in der klinischen Forschung als auch im Routineeinsatz im Krankenhaus und der Arztpraxis zu finden sind. „Diese Systeme verkaufen wir mittlerweile auch dank unseres Partners GE Healthcare weltweit“, so Downes.
Partner des Telemedizin-Netzwerkes Brandenburg
Da schien es nur eine logische Konsequenz, die breiten Erfahrungen auch in telemedizinische Projekte einzubringen. Zumal Prof. Dr. Michael Oeff, Chefarzt am Städtischen Klinikum Brandenburg an der Havel, zu den Pionieren des Telemonitorings in dem Bundesland gehörte. Und GETEMED lieferte die Technik für das Projekt, das im Jahre 2003 startete. Ziel war die bessere Betreuungsqualität von Herz-Kreislaufpatienten im ländlichen Raum.
Innovationspreis für Telemedizin-Gerät
Mit gleicher Intention hatte Prof. Dr. Friedrich Köhler von der Berliner Charité bereits 2007 im Rahmen von „Partnership for the Heart“ eine kontrollierte Studie zum telemedizinischen Betreuungssystem für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz in enger Kooperation mit Hausärzten und Kardiologen und GETEMED als Partner auf den Weg gebracht. Daran schloss sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Fontane - Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg“, an. Und erneut agierte GETEMED als Projektpartner und erhielt für die neu entwickelte Telemonitoring-Technik 2013 den Deutschen Innovationspreis.
EKGs für den Hausgebrauch
„Solche Projekte bringen die Entwicklung der Geräte natürlich immer weiter, sind aber auch sehr aufwendig“, gibt Downes zu bedenken. Zudem seien sie eben projektbezogen und der Weg in die Regelversorgung sei sehr lang. Deswegen haben die Teltower ihre Technik wieder weitergeführt. „Wir haben mit dem Tele-EKG Rekorder PhysioMem® PM 100 eine einfache Lösung entwickelt, um zu jeder Zeit und an jedem Ort ein EKG aufzuzeichnen und das bei Bedarf automatisch an den behandelnden Arzt zu senden“, erläutert Downes. Gedacht ist dieses Gerät für Kardiologen, die dieses für einen gewissen Zeitraum an ihre Patienten ausgeben.
Neue Herausforderungen, bewährte Qualität
Entscheidend sei in der Branche, ständig an neuen Entwicklungen dran zu bleiben, auf die Bedürfnisse der Menschen und der Gesellschaft zu reagieren. „Viele Menschen sind sehr App-affin, um diese aber zur Diagnose oder Therapie einsetzen zu können, müssen diese geprüft und zugelassen werden. Das wird aber noch nicht immer von allen Anbietern berücksichtigt“, sagt Downes. GETEMED stellt sich gern diesen neuen Herausforderungen, hat bereits zwei Apps für die eigenen Produkte entwickelt und arbeitet eng mit Ärzten und Wissenschaftlern der Region Berlin-Brandenburg zusammen, um innovative Produkte zu entwickeln, zuzulassen und als marktfähige Systeme national und international zu vertreiben.