Neuer Sonderforschungsbereich zur diagnostischen Radiologie an der Charité
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat mit allen eingereichten Anträgen den Gutachterausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der gestrigen Sitzung überzeugt.
Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité: „Wir freuen uns, den deutschlandweit ersten Sonderforschungsbereich in der diagnostischen Radiologie einrichten zu können und hierfür die Sprecherschaft zu übernehmen. Das ist ein großartiger Erfolg!“ Er ergänzt: „Zudem ist es uns gelungen, zwei neue Sonderforschungsbereiche mit Charité-Beteiligung einzuwerben und einen bereits bestehenden Sonderforschungsbereich fortzuführen. Die Bewilligungen sind ein Beleg für die hohe wissenschaftliche Qualität der Antragstellerinnen und Antragsteller. Sie ermöglichen es uns, unsere starke translationale Forschung noch weiter auszubauen.“
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Sonderforschungsbereich 1340: „In vivo Darstellung pathologischer Veränderungen der Extrazellulärmatrix – Matrix in Vision“
- Sprecherschaft: Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Beteiligte Partner: Freie Universität Berlin, Technische Universität Berlin, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Physikalisch-Technische Bundesanstalt
- Fördersumme: ca. 11,5 Millionen Euro
Der neue Sonderforschungsbereich (SFB) „Matrix in Vision“ beschäftigt sich mit der Frage, wie krankhafte Veränderungen der extrazellulären Matrix – das ist die Substanz, in der die Körperzellen eingebettet sind – in der diagnostischen Bildgebung dargestellt werden können. Das Wissen kann dazu beitragen, Erkrankungen früher zu erkennen und Therapien besser zu unterstützen.
Die extrazelluläre Matrix setzt sich in komplexer Weise aus verschiedenen Komponenten zusammen. Sie verleiht dem Gewebe einerseits seine mechanischen Eigenschaften und übernimmt andererseits wichtige Funktionen in der Steuerung zellulärer Vorgänge. Nahezu alle Erkrankungen, zum Beispiel Infektionen und bösartige Tumoren, gehen mit spezifischen Veränderungen der Zellen einher. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die extrazelluläre Matrix ebenfalls in charakteristischer Weise verändert – auch bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf.
Prof. Dr. Bernd Hamm, Direktor der Klinik für Radiologie an der Charité, erläutert: „Wir werden zwei Ansätze verwenden: Mit der sogenannten mechanischen Bildgebung – Elastographie – sollen die veränderten mechanischen Eigenschaften der Extrazellulärmatrix im Bild sichtbar gemacht werden. Mit der molekularen Bildgebung sollen spezifische biochemische Signaturen der veränderten Extrazellulärmatrix dargestellt werden.“
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Sonderforschungsbereich 1315: „Mechanismen und Störungen der Gedächtnis-Konsolidierung: Von Synapsen zur Systemebene”
- Sprecherschaft: Humboldt-Universität zu Berlin
- Beteiligte Partner: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin, Technische Universität Berlin, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsmedizin Greifswald, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
- Fördersumme: ca. 10,9 Millionen Euro
Wie funktioniert unser Langzeitgedächtnis? Das ist die Kernfrage, mit der sich der neue SFB 1315 beschäftigten wird. Unser komplexes Gedächtnis macht uns als menschliche Wesen aus, jedoch ist über die Funktionsweise des Gedächtnisses bislang so gut wie nichts bekannt. Hier setzt der SFB an. Ziel ist es, die Prozesse, die der Entwicklung eines Langzeitgedächtnisses im Gehirn zugrunde liegen, zu beschreiben und zu verstehen. Das Forscherteam wird gemeinsam daran arbeiten, die Grundlagen des Gedächtnisaufbaus zu entschlüsseln und zu lernen, wie die Gedächtnisbildung beeinflusst und sogar verstärkt werden kann. Dies soll dazu führen, neue Behandlungsmethoden für bisher kaum behandelbare Krankheitsbilder, wie Alzheimer, zu entwickeln.
„Um im weit verzweigten menschlichen Gehirn Erinnerungen zu finden, bedarf es diverser Forschergruppen mit unterschiedlichen Ansätzen auf vielen verschiedenen Ebenen“, sagt Prof. Dr. Matthew Larkum, Professor für Neuronale Plastizität an der Humboldt-Universität zu Berlin, Arbeitsgruppenleiter im Exzellenzcluster NeuroCure der Charité und Sprecher der Initiative. Entsprechend werden im Verbund sowohl Projekte der Grundlagenforschung als auch klinische Projekte mit Patienten realisiert.
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Sonderforschungsbereich Transregio 241: „Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“
- Sprecherschaft: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Beteiligte Partner: Charité – Universitätsmedizin Berlin (Co-Sprecherschaft), Deutsches Rheuma-Forschungszentrum
- Fördersumme: ca. 13 Millionen Euro
Dieser neu eingerichtete transregionale Sonderforschungsbereich befasst sich mit der Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und möglichen Therapieansätzen. Ein thematischer Fokus liegt auf der Interaktion zwischen der Darmbarriere und dem Immunsystem in der Darmwand.
Co-Sprecherin Prof. Dr. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité, berichtet: „In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen betroffen, die häufig die Lebensqualität und die Lebensplanung erheblich einschränken. Ziel dieses Forschungsverbundes ist es, die Entstehung und Verläufe dieser Erkrankungen besser zu verstehen, um dann in translationalen Ansätzen neue Therapien und Diagnostikmöglichkeiten für Patienten entwickeln zu können.“ Dieses Ziel spiegelt sich in den Projekten der ersten Förderphase wider. Neben Grundlagenprojekten sind hier translationale Ansätze sowie klinische Studien integriert.
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Sonderforschungsbereich Transregio 84: „Angeborene Immunität der Lunge: Mechanismen des Pathogenangriffs und der Wirtsabwehr in der Pneumonie“
- Sprecherschaft: Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Beteiligte Partner: Freie Universität Berlin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Philipps-Universität Marburg, Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Robert Koch-Institut
- Fördersumme: ca. 13,5 Millionen Euro
In einer dritten Förderperiode können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses transregionalen Sonderforschungsbereiches ihre Arbeit fortsetzen.
Die Lungenentzündung ist eine weit verbreitete Krankheit. Ein Drittel der Patienten muss ins Krankenhaus. Dort versterben trotz aller Bemühungen der modernen Medizin etwa 13 Prozent der Patienten – diese Zahl ist seit 70 Jahren unverändert hoch. Das ergibt circa 30.000 Tote pro Jahr in Deutschland aufgrund von Lungenentzündungen. „In den letzten acht Jahren haben wir in unserem Forschungsverbund neue, bedeutsame Erkenntnisse gewonnen und wir verstehen immer besser, wie Bakterien und Viren die Lunge schädigen können“, erklärt Prof. Dr. Norbert Suttorp, Sprecher des Sonderforschungsbereiches und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie an der Charité. Er fügt hinzu: „Jetzt werden wir neue Therapieansätze studieren, die die Immunität der Lunge unterstützen, um den Schaden klein zu halten und gleichzeitig den Krankheitserreger zu eliminieren. Auch haben wir begonnen, neue Strategien zur Impfung gegen besonders relevante Erreger zu entwickeln.“
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Kontakte:
Prof. Dr. Bernd Hamm
Direktor Klinik für Radiologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 527 082
E-Mail: bernd.hamm@charite.de
Prof. Dr. Matthew Larkum
Exzellenzcluster NeuroCure
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 539 117
E-Mail: matthew.larkum@charite.de
Prof. Dr. Britta Siegmund
Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 514 342
E-Mail: britta.siegmund@charite.de
Prof. Dr. Norbert Suttorp
Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 553 051
E-Mail: norbert.suttorp@charite.de