Leben retten mit Hightech: Das Forschungsnetzwerk Open-NIW hebt Diagnostik und Monitoring in der Intensivmedizin auf ein neues Level
Für Ärzte und Pflegepersonal ist der Klinikalltag mitunter von Hektik und emotionaler Belastung geprägt. Kritische Situationen werden teilweise spät erkannt, schwierige Entscheidungen müssen oft auf Grundlage von teilweise unvollständigen Rohdaten unter Stress getroffen werden. Hinzu kommt, dass Methoden und Technik teilweise nicht mit der rasanten technischen Entwicklung der letzten Jahre Schritt gehalten haben: Bei der Ermittlung vieler physiologischer Parameter sind noch immer invasive Verfahren der Goldstandard, obwohl das – gerade im Bereich der Intensivmedizin – häufig zu einer besonderen Belastung und Gefährdung des Patienten führt.
Die Partner von Open-NIW wollen das enorme Potenzial, das die aktuelle Entwicklung auf den Gebieten der Sensorik, der Mikroelektronik, der Digitalisierung sowie der Künstlichen Intelligenz bietet, in Form neuer Methoden und Prozesse nutzen, und läuten damit eine neue Ära in der Intensivmedizin ein.
In dem von den Partnern in einem interdisziplinären Austausch entwickelten Verfahren kommen verbesserte, nicht-invasive Methoden zur belastungsarmen und vollständigeren Erhebung von Vitalparametern (z. B. Blutdruck, Herzfrequenz, Sättigung) zum Einsatz. Diese laufend erhobenen Informationen über den Zustand des Patienten sollen drahtlos in eine Cloud übermittelt und dort durch eine künstliche Intelligenz beurteilt sowie mit Grenzwerten abgeglichen werden, die zuvor individuell für den Patienten bestimmt wurden.
Die Künstliche Intelligenz ist dann in der Lage, schnell und präzise auf kleinste Veränderungen des Zustands des Patienten zu reagieren und frühzeitig vor kritischen Ereignissen zu warnen sowie Handlungsoptionen vorzuschlagen.
Jede einzelne Komponente dieser neuen Verfahren stellt dabei eine signifikante Verbesserung dar und bietet so zum einen eine Entlastung für den Patienten, zum anderen aber auch eine wichtige Hilfestellung bei therapeutischen Entscheidungen.
Open-NIW ist ein Zusammenschluss von kleinen und mittelständischen Technologie herstellern mit Forschungseinrichtungen und Kliniken. Ziel des Netzwerks ist es, durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit die Entwicklung gemeinsamer Geschäftsmodelle in Richtung Open Source zu fördern, neue Absatzpotenziale für die beteiligten Partner zu erschließen und so eine Steigerung des Markterfolgs auch kleinerer Unternehmen in diesem Bereich zu erzielen.
Durch marktorientierte Projekte mit Partnern der gesamten Wertschöpfungsstufe können Innovationsprozesse beschleunigt und der Know-How-Vorsprung im Bereich der nicht-invasiven Diagnosemethoden ausgebaut werden.
Das Netzwerk startete zum 01.11.2020. Bislang wurden mehrere virtuelle Netzwerktreffen abgehalten und drei FuE-Projektskizzen bzw. -anträge eingereicht.
Die Open-NIW beteiligten Partner sind:
SectorCon Ingenieurgesellschaft für System- und Softwaretechnik mbH, AICURA Medical GmbH, Silicon Radar GmbH, ERKA Kallmeyer Medizintechnik GmbH & Co. KG, MedVision GmbH, Controlling Chaos Technologies GmbH, Humboldt-Universität Berlin, Institut für Physik, Technische Hochschule Lübeck, Hochschule Trier, Labor für Radartechnologie und optische Systeme, Digital Health Lab Düsseldorf, Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Fachhochschule Dortmund, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, die Charité Berlin, Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin sowie das Zentrum für Weltraummedizin der Charité in Berlin.