Länderübergreifender Gesundheitsbericht 2017
Nach 2014 und 2015 ist auch 2016 der Krankenstand in der Region wieder leicht gestiegen. In Berlin und Brandenburg lag der gemeinsame Wert mit 5,5 Prozent leicht über dem Bundesdurchschnitt. Der beobachtete Krankenstand in Brandenburg (2014: 5,7 Prozent, 2015: 5,9 Prozent, 2016: 6,0 Prozent) lag dabei in allen drei Berichtsjahren über dem beobachteten Krankenstand in Berlin (2014: 4,9 Prozent, 2015: 5,0 Prozent, 2016: 5,1 Prozent). Am häufigsten erkrankten die Menschen in Berlin und Brandenburg an Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychischen und Verhaltensstörungen sowie Atemwegserkrankungen.
Besonders in den folgenden Branchen lagen die Arbeitsunfähigkeitszeiten in beiden Ländern deutlich über dem jeweiligen Landesdurchschnitt:
- Wasserversorgung, Abwasser und Abfallentsorgung
- Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung
- Verkehr und Lagerei
- Gesundheits- und Sozialwesen
In diesen Branchen gibt es in hohem Maße einen Bedarf für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförde-rung. Prävention ist hier besonders wichtig.
Das ist das Ergebnis des Länderübergreifenden Gesundheitsberichtes Berlin-Brandenburg, den das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital zum vierten Mal vorgelegt hat. Im Bericht sind Da-ten von sechs gesetzlichen Krankenkassen sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Deutschen Rentenversicherung erfasst. Damit basiert der Bericht auf Daten von rund 87 Prozent aller sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin und Brandenburg aus den Jahren 2014 bis 2016. Neben allge-meinen Analysen für die Region enthält er einen Spezialteil zum Gesundheitswesen unter besonderer Berück-sichtigung der Pflege.
Berliner und Brandenburger sind im Schnitt drei Wochen krank
Demnach ergibt sich für die Region für jeden Erwerbstätigen eine durchschnittliche Fehlzeit von 20,1 Tagen pro Jahr. Hochgerechnet auf 2,22 Millionen Erwerbstätige in Berlin und Brandenburg entspricht dies 44,7 Mil-lionen Arbeitstagen, die der Region im Jahr 2016 durch Arbeitsunfähigkeit verloren gingen. Umgerechnet ergibt sich dadurch ein Produktionsausfall in Höhe von 4,25 Milliarden Euro. In 2014 waren es 3,86 Milliarden Euro und in 2015 4,07 Milliarden Euro.
Auch die regionalen Unterschiede sind bisweilen sehr stark. In den Stadtbezirken von Berlin wiesen in 2016 die Bezirke Marzahn-Hellersdorf (6,2 Prozent), Reinickendorf (6,2 Prozent) und Spandau (6,1 Prozent) beson-ders hohe Krankenstände auf. Vergleichsweise niedrige Krankenstände waren in Friedrichshain-Kreuzberg (3,9 Prozent), Charlottenburg-Wilmersdorf (4,3 Prozent) und Mitte (4,4 Prozent) zu verzeichnen. In den Landkreisen und kreisfreien Städten in Brandenburg hatten die Menschen in Ostprignitz-Ruppin (6,6 Prozent) und Prignitz (6,6 Prozent) vergleichsweise viele Fehltage. Vergleichsweise niedrige Krankenstände gab es in Potsdam (5,1 Prozent), Cottbus (5,5 Prozent), und Spree-Neiße (5,6 Prozent). Gründe für die regionalen Unterschiede kön-nen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg eine unterschiedliche Altersstruktur, eine unterschiedliche sozio-ökonomische Struktur sowie die Beschäftigung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unterschiedlichen Branchen sein.
Schwerpunktbetrachtung Gesundheitswesen
Besondere Aufmerksamkeit wurde im vorliegen Bericht dem Arbeitsunfähigkeitsgeschehen im Gesundheits-wesen gewidmet. Das Gesundheitswesen ist eine für Berlin und Brandenburg wirtschaftlich sehr bedeutsame Branche. Im weit gefassten Gesundheitswesen (einschließlich Pflege- und Altenheimen) arbeiten in Berlin zehn Prozent, in Brandenburg elf Prozent der Beschäftigten. Bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen ist der Krankenstand innerhalb der einzelnen Berufsgruppen unterschiedlich. Pflegekräfte sind besonders belastet. So betrug der Krankenstand in der Berufsgruppe der Altenpflege in Berlin im Jahr 2016 bei den Frauen 9,2 Prozent und 9,1 Prozent in Brandenburg. Bei den Männern waren es 6,7 Prozent (6,4 Prozent).
In der Berufsgruppe der Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe lag der Kranken-stand bei den Männern bei 5,7 Prozent (6,1% in Brandenburg) und bei den Frauen bei 8,0 Prozent (7.7 Pro-zent). Bei Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung sollte auch innerhalb des Gesundheitswesens auf die jeweils spezifischen Bedarfe der einzelnen Berufsgruppen geachtet und eingegangen werden.
Stimmen zum Länderübergreifenden Gesundheitsbericht
Diana Golze, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sagt: „Die Zunahme von psychi-schen Belastungen an nahezu allen Arbeitsplätzen ist ein ernstes Thema, dem wir uns widmen müssen. Mo-derne Informations- und Kommunikationstechniken machen das Arbeiten flexibler – sie führen aber auch zu mehr Arbeitsverdichtung, ständiger Erreichbarkeit und unvorhersehbar wechselnden Arbeitszeiten. Diese neue Freiheit darf nicht zu Lasten der Gesundheit gehen. Daher werden wir uns noch stärker als bisher um die Prä-vention kümmern und die moderne betriebliche Gesundheitsförderung stabilisieren. Gute Arbeit bleibt unser Leitmotiv: Auch in Zeiten fortschreitender Flexibilisierung und Individualisierung muss Gute Arbeit gewährleis-tet sein.“
Boris Velter, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, sagt: „Der Bericht macht deutlich, dass wir uns insbesondere mit der gesundheitlichen Situation von in Pflegeheimen und Krankenhäusern tätigen Pflegekräften beschäftigen müssen, die in 2016 deutlich häufiger von Arbeitsun-fähigkeit betroffen waren, als andere Berufsgruppen. Die Daten sind ein Ansporn und eine gute Grundlage zugleich, um an Prävention und betrieblicher Gesundheitsförderung zu arbeiten. Wenn wir Gesundheit und Beschäftigungsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessern, stärkt das die Gesund-heitswirtschaft in der Region insgesamt.“
Dr. Kai Uwe Bindseil, Clustermanager Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital und Ge-schäftsbereichsleiter Gesundheitswirtschaft von Berlin Partner betont: „Mit dem Gesundheitsbericht legen wir zum vierten Mal eine umfassende und belastbare Analyse der gesundheitlichen Verfassung der Berliner und Brandenburger vor. Das ist nur möglich, weil hier in einzigartiger Weise Kassen und Versicherungen sowie Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Das Gesundheitswesen ist für Berlin und Brandenburg auch wirtschaftlich eine besonders wichtige Branche. Insofern ist der besonders hohe Krankenstand der Pflegebe-rufe besorgniserregend.“
Stefanie Stoff-Ahnis, Mitglied der Geschäftsleitung AOK Nordost, verantwortlich für das Ressort Ver-sorgung: „Der Bericht zeigt einen klaren Handlungsbedarf in den Unternehmen für den Aufbau eines Betriebli-chen Gesundheitsmanagements und bei der Demografie-Beratung im Hinblick auf immer älter werdende Mi-tarbeiter. Vor großen Herausforderungen steht insbesondere die Gesundheitsbranche, da sich hier gesund-heitliche Belastungen (z.B. durch Schichtarbeit) und die demografische Situation in der Mitarbeiterschaft po-tenzieren. Die AOK Nordost hat beispielsweise spezielle Angebote für betriebliche Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen entwickelt und unterstützt in ihrem KMU-Netzwerk gemeinsam mit den Unternehmensver-bänden und den Gewerkschaften Klein- und mittelständische Betriebe, zu denen viele Gesundheitseinrichtun-gen in der Region gehören.
Der Länderübergreifende Gesundheitsbericht Berlin Brandenburg 2017 wird vom Cluster Gesundheitswirt-schaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital herausgegeben. Er entsteht in Zusammenarbeit mit der AOK Nord-ost, der BARMER, den Mitgliedskassen des BKK Dachverbands, der IKK Brandenburg und Berlin, der KNAPPSCHAFT, der Techniker Krankenkasse, der Deutschen Rentenversicherung und der Deutschen Gesetz-lichen Unfallversicherung. Das Berliner IGES Institut, als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut, hat die Daten zusammengeführt, die Analysen für die Berichtsjahre 2014 bis 2016 durchgeführt und den Bericht erstellt.
Download des Gesundheitsberichtes
Link zur Power-Point-Präsentation der Pressekonferenz: www.berlin-partner.de/gesundheitsbericht
Der vierte Länderübergreifende Gesundheitsbericht steht kostenlos zum Download unter www.healthcapital.de/gesundheitsbericht2017 bereit oder kann über das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital als gedrucktes Heft bestellt werden (Email: info(at)healthcapital.de, Tel. 030-46302-548).
HealthCapital
Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital ist Teil der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB). Das Clustermanagement liegt bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH. Ziel des länderübergreifenden Clustermana-gements ist es, die regionalen Aktivitäten zwischen der Wissenschaft, der Wirtschaft und den klinischen Anwendern zu koordinieren und strategisch auszubauen, um die Spitzenposition der Hauptstadtregion in der Gesundheitswirtschaft und den Lebenswissenschaften auf internationaler Ebene weiter voranzutreiben.
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