Interview | Ryan Guterman, Gründer und Geschäftsführer von FaradaIC Sensors GmbH

Seid bereit, stets neue Dinge zu lernen

 

Ryan Gutermann stammt aus Kanada und hat dort an der University of Western Ontario in Chemie promoviert. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Entwicklung neuer Elektrolytmaterialien und deren Anwendung in elektrochemischen Geräten. Seit 2015 lebt er in Deutschland und übernahm zunächst die Leitung einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung bevor er 2021 FaradaIC Sensors GmbH gründete. Sein Ziel als Geschäftsführer des Unternehmens ist es, den weltweit ersten Sauerstoff-Gassensor auf einem Mikrochip zu entwickeln, der für den Massenmarkt geeignet ist.

Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen als Gründer gesprochen, welche Unterstützungsangebote er in Anspruch genommen hat und wo die Marktchancen der Technologie von FaradaIC liegen.

 

1. Sie waren 2017 Finalist bei dem Speed Lecture Award. Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt und hat die Teilnahme Einfluss auf ihren weiteren Weg gehabt?

Der Award war eine sehr unterhaltsame Veranstaltung. Mir hat es vor allem gefallen den Präsentationen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuzuhören. Ich würde nicht sagen, dass es meinen beruflichen Werdegang beeinflusst hat. Dennoch war der Event für mich sehr wichtig, weil er mir sehr geholfen hat meinen Präsentationsstil weiterzuentwickeln. Denn ich habe die anderen Vortragenden kennengelernt und konnte mir von ihnen einige Tricks und Ansätze abgucken.

 

2. Sie haben bei der Gründung Ihres Unternehmens sicher vielfältige Erfahrungen gemacht. Welche davon würde Sie gerne an andere weitergeben?

Eine der für mich sicherlich wichtigsten Erfahrungen, die ich im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen gemacht habe ist die, dass man immer bereit sein muss neue Dinge zu lernen. Das wäre auch etwas, dass ich anderen mit auf den Weg geben würde. Denn wenn man ein neues Business aufbaut, hat man wenige Ressourcen und anfangs kaum Personal – also muss man viele Aufgaben selbst erledigen.

 

3. Haben Sie Unterstützungsangebote aus der Region wahrgenommen?

Ich habe an einigen kostenlosen Coaching-Programmen von Anbietern hier vor Ort teilgenommen, um meine Wissenslücken zu schließen. Denn es ist wichtig darüber Bescheid zu wissen, was man nicht weiß. Nur so kann man sich die richtige Hilfe für ein Problem oder eine Fragestellung suchen.

 

4. Sie haben nicht nur das Berliner Start-up-Stipendium von INAM (Innovation Network for Advanced Materials) – AdMaLab – gewonnen, sondern vor ein paar Monaten auch das begehrte EIC Accelerator-Stipendium bekommen. Herzlichen Glückwunsch! Wofür werden Sie das Geld nutzen?

Das EIC Accelerator-Stipendium werde ich dafür nutzen, unser Produkt der elektrochemischen Gasmessung fertigzustellen und es weiter zur Marktreife zu bringen. Das Stipendium ist speziell für diesen Zweck gedacht und passt gut zu unserem derzeitigen technologischen Fortschritt.

 

5. Die elektrochemische Gasmessung ist prinzipiell nicht neu. Was ist besonders an Ihrer Technologie?

Wir sind das erste Unternehmen, das herausgefunden hat, wie man elektrochemische Gassensoren auf Mikrochips installieren kann – mit einem speziellen Fokus auf Sauerstoffgasmessung. Ja, die elektrochemische Gassensorik ist bereits eine sehr etablierte Technologie und wird seit den 1960er Jahren genutzt. Aber die Sensoren werden nie auf Mikrochips verbaut, sondern es werden große Teile und Komponenten verwendet – das macht sie teuer und sperrig. Unsere Technologie beruht auf neuer Materialforschung und ermöglicht es, die Sensoren auf Mikrochips zu setzen – das macht sie wesentlich kleiner und kostengünstiger. Das wiederum eröffnet uns neue und einzigartige Marktchancen.

 

6. Was sind typische Anwendungsgebiete für Ihre Technologie und auf welche davon werden Sie sich zunächst konzentrieren?

Anwendungsgebiete gibt es viele, aber die Kunden, die von unsere Technologie am meisten überzeugt sind, bauen zum einen Geräte, die entweder biometrische Daten aus der Atemluft erfassen. Oder sie entwickeln Geräte zur Überwachung der Frische von Lebensmitteln. Das sind zwar zwei sehr unterschiedliche Anwendungsgebiete, aber in beiden Fällen werden dafür Millionen von kleinen, kostengünstigen Sauerstoffgassensoren benötigt – und wir können diesen Bedarf decken.

 

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