Interview | Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

Neubau für kardiovaskuläre Spitzen-Medizin in Berlin

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Deutsche Herzzentrum Berlin haben ihre medizinische und wissenschaftliche Kompetenz zum Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) vereinigt. Das DHZC erhält nun auf dem Campus Virchow-Klinikum einen Neubau, der mit modernen OP-Sälen, Laboren und Hybrid-Eingriffsräumen europaweit Maßstäbe setzen soll. Das Gebäude soll 2028 fertig gestellt sein. Das Land Berlin stellt dafür 286,9 Mio. Euro bereit, der Bund beteiligt sich mit 100 Mio. Euro. Wir haben mit dem Ärztlichen Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité und Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Prof. Volkmar Falk, über den Neubau gesprochen. 

 

Warum ist es wichtig, dass ein neues Herzzentrum der Charité erbaut wird?  
Die DHZC-Einrichtungen auf dem Campus Virchow Klinikum sind derzeit auf mehrere Gebäude verteilt, was für eine gute und effiziente Patientenversorgung sowie die notwendigen Prozessanpassungen nicht optimal ist. Außerdem sind die existierenden Räumlichkeiten schlichtweg zu klein und können kaum noch erweitert werden. So schön das historische Gebäude des ehemaligen DHZB auch ist: mit einer modernen Patientenversorgung hat das Gebäude leider kaum noch etwas zu tun. Insbesondere für Patient:innen im Kindesalter und ihre Eltern wird das neue Haus endlich eine zeitgemäße Unterbringung möglich machen.  

Wie beeinflusst die geplante Architektur des DHZC mit seiner Zweiteilung künftig die Patient Journey während des medizinischen Aufenthalts?  
Bei der Planung des Neubaus ging es diesbezüglich um zwei grundsätzliche Aspekte: zum einen sollen die Wege sowohl für Patient:innen als auch fürs Personal so kurz und so klar wie möglich sein. Dazu gehören zum Beispiel auch getrennte Fahrstuhlsysteme für Versorgung, Patient:innen und Besuch. Zum anderen ist das gesamte Gebäude vertikal konsequent geteilt, in einen öffentlich zugängigen und einen nicht öffentlichen Bereich, zum Schutz der Privatsphäre unserer Patientinnen und Patienten. Unangenehme Begegnungen gerade von liegenden Patient:innen und Besucher:innen des Hauses werden damit ausgeschlossen.

Welche Strategien wurden bei der Gestaltung genutzt, um ein positives Betriebsklima und die Mitarbeiterbindung zu fördern?
Für uns als künftige Nutzerinnen und Nutzer war und ist es in jeder Phase dieses Projekts besonders wichtig, dass dieser Neubau nicht nur als ein Ort der exzellenten Patientenversorgung konzipiert wird, sondern auch als ein Arbeitsplatz, an dem unsere Teams gut und gerne arbeiten können. Von Anfang an waren alle Berufsgruppen deshalb in die Planungen mit eingebunden. Ein wesentliches Beispiel für das, was unsere Architekten 'Gebaute Wertschätzung' nennen, ist die sogenannte 'Fuge', das siebte und achte Stockwerk, zwischen dem breiten Gebäudesockel und dem Turm mit den Pflegestationen. Diese Etagen sind ausschließlich den Mitarbeitenden vorbehalten, dort befinden sich nicht nur die Umkleiden, sondern auch Aufenthaltsbereiche für das Personal und eine 400 Meter lange Laufbahn, durch den Dachgarten des DHZC. Die Aufenthaltsqualität wird ein essenzieller Baustein der Mitarbeiterbindung sein.  

Bei der Planung des neuen Herzzentrums wurde ein „Green-Hospital-Ansatz“ mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung verfolgt. Wie kann damit der medizinische Arbeitsalltag klimafreundlicher gestaltet werden?  
Die Gesundheitswirtschaft hat einen wesentlichen Anteil am CO2-Ausstoß. Ziel muss es daher sein, nicht nur nachhaltig zu bauen, sondern auch im Betrieb Emissionen möglichst zu vermeiden. Der „Green-Hospital“-Ansatz umfasst daher neben dem Einsatz von ressourcenschonenden Baustoffen auch die Nutzung energieeffizienter Systeme, wodurch der Energieverbrauch signifikant reduziert wird. Dies trägt zur Senkung der Betriebskosten bei und fördert zugleich auch ein umweltbewusstes Arbeitsumfeld, was den medizinischen Alltag nachhaltiger macht. Abfallvermeidung, Recycling aber auch die Förderung der Nutzung energiesparender Transportmittel gehören flankierend dazu. 

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen (auch des Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg) für das neue Herzzentrum der Charité?
Die Herausforderungen sind gewaltig, wenn wir mittel- und langfristig eine qualitativ hochwertige und zugleich wirtschaftlich machbare kardiovaskuläre Spitzen-Medizin anbieten wollen. Wir können ihnen nur erfolgreich begegnen, wenn Klinik, Forschung und Industrie hier eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die Charité ist eine der leistungsstärksten Universitätskliniken weltweit und auf dem Campus Virchow Klinikum entsteht gerade eine einmalige Dichte von neuen Kliniken und Forschungseinrichtungen wie dem BECAT und dem SIM. Die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten für translationale Forschung werden wir als Deutsches Herzzentrum der Charité und Standort des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung zusammen mit unseren Partnern für unsere Patientinnen und Patienten zu nutzen wissen. Der Ausbau der notwendigen Vernetzung mit Industriepartnern und anderen Forschungsinstituten in der Region und international wird auch durch die Stiftung Deutsches Herzzentrum Berlin unterstützt. Das Cluster HealthCapital Berlin-Brandenburg bietet weitere Anknüpfungspunkte für die Vernetzung mit Akteuren der Hauptstadtregion. 

Zur Person: 

Prof. Volkmar Falk ist seit Oktober 2014 Ärztlicher Direktor und Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC – vormals DHZB). Der studierte Humanmediziner und Facharzt für Herzchirurgie war zuvor ab 2009 Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsspitals Zürich sowie Professor für Herzchirurgie an der Universität Zürich. Seit 2003 war er Leitender Oberarzt an der Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum der Universität Leipzig sowie Professor für Herzchirurgie an der Universität Leipzig. 

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