Interview mit Björn von Siemens, Co-Founder caresyntax

 

 

 

Björn von Siemens ist Mitbegründer und Geschäftsführer der caresyntax GmbH. Die Firma entwickelt Algorithmen, die Risikofaktoren während einer Operation analysieren und Entscheidungshilfe geben. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin und Boston konnte jüngst in einer Serie C-Finanzierungsrunde rund 100 Millionen US-Dollar einsammeln. Im Interview spricht der Urururenkel von Werner von Siemens unter anderem darüber wie das Geld eingesetzt werden soll.

 

100 Mio. US Dollar konnte Ihr Unternehmen caresyntax in einer jüngsten Finanzierungsrunde im Mai dieses Jahres einwerben. Was macht caresyntax so attraktiv für die Investoren und wie soll das eingeworbene Geld investiert werden?

Caresyntax bietet Technologien für die Chirurgie, das ist eines der größten Felder innerhalb der Medizin. Parallel ist in diesem Bereich die Digitalisierung vergleichsweise noch nicht weit fortgeschritten, mithin besteht ein großer Bedarf an den digitalen Lösungen, die wir anbieten. Die Investments aus dieser Runde gehen deshalb einerseits in Entwicklungen wie Applikationen, die im OP die Entscheidungsfindung von Chirurgen unterstützen, zum anderen in Softwarelösungen für Gesundheitsunternehmen und Versicherungen.

Mit Bildschirm und Steuerkonsole für den Chirurgen ist caresyntax 2013 in Berlin gestartet. Heute vereint die caresyntax-Plattform IoT-Technologien und KI-basierte Analysetools für den OP. Welcher Expertise bedarf es bei der Entwicklung dieser Technologien und wie arbeiten Sie bei der Entwicklung mit Anwendern zusammen?

Wichtig ist natürlich eine tiefgehende Expertise in der Chirurgie, unter unseren fast 200 Mitarbeitern sind einige Chirurgen und Spezialisten, die im OP gearbeitet haben. Darüber hinaus arbeiten wir in der Entwicklung und im Alltag mit Krankenhäusern und aktiven Chirurgen zusammen. Daneben ist natürlich auch die technologische Expertise sehr wichtig. Im Bereich Softwareentwicklung und Datenanalyse haben wir jeweils Teams, die sich mit damit sehr gut auskennen. Insgesamt verfolgen wir einen multidisziplinären Ansatz.

Interoperabilität von technologischen und sektorübergreifenden Schnittstellen ist die Voraussetzung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Was bedeutet das für die Zusammenarbeit von caresyntax mit anderen Anbietern aus der Medizintechnik und mit Akteuren aus dem Gesundheitsbereich?

Eine wichtige Differenzierung von caresyntax ist, dass wir herstellerneutral arbeiten, wir verbinden uns mit verschiedenen Medizinunternehmen, die auch untereinander im Wettbewerb stehen sowie mit unterschiedlichen IT-Unternehmen, die bereits mit den Krankenhäusern zusammenarbeiten. Wir bieten eine Plattform, auf der alle Daten zusammengeführt werden, die notwendig sind. Dabei ist das Thema Interoperabilität mit den richtigen Schnittstellen extrem wichtig und auch eines der Alleinstellungsmerkmale die wir haben.

Neben Berlin ist caresyntax auch in Boston in den USA mit einem Headquarter vertreten. Welche Rolle spielen beide Standorte?

Beide Headquarter sind für uns wichtig. Sie bedienen jeweils verschiedene Märkte, aus Berlin werden Europa und Asien gesteuert, aus Boston sind es die USA und Australien. Hintergrund ist die jeweilige Nähe zu den Märkten und damit auch zu den jeweils sehr unterschiedlichen Gesundheitssystemen. Diese Nähe ermöglicht es, sich in Hinblick auf Vertriebsaktivitäten und Marketing besser anzupassen und auf Entwicklungen zu reagieren und selbst Impulse zu setzen.

Welche Vorzüge hat der Standort Berlin und welche Rolle spielt dabei die Wirtschaftsförderung und damit die Unterstützung am Standort?

Wir haben uns damals aus drei Gründen für Berlin entschieden, erstens den Zugang zu Talenten, hier ist Berlin immer noch führend in Europa, zweitens gibt es hier eine starke Gesundheitswirtschaft und dazugehörige Infrastruktur mit führenden Krankenhäusern in Europa. Ein weiterer Faktor war die gute Unterstützung, die wir von Berlin Partner und dem Team erhalten haben, sei es bei der Ansiedlung am Standort, der Identifizierung von möglichen Partnern oder auch bei der Teilnahme an Messen und vielem mehr.