Erstmals nachgewiesen: Zweitmeinung erspart Rücken-OPs

Im spezialisierten Zweitmeinungsprogramm RückenSPEZIAL nehmen sich Fachärzte, Physiotherapeuten und Schmerz-Psychotherapeuten eines zertifizierten Rückenzentrums die Zeit für eine eingehende mehrstündige Untersuchung. Auf deren Grundlage geben die Experten dann in enger Abstimmung untereinander eine individuelle Therapie-Empfehlung ab.

 

AOK-Studie zeigt Rückgang von 42 Prozent

Potsdam, 01.06.2022. Eine bei Springer veröffentlichte Studie der AOK Nordost belegt erstmals valide, dass Zweitmeinungsverfahren dazu führen, potenziell unnötige Rückenoperationen zu vermeiden. Die Studie zeigt, dass die Zahl der tatsächlich durchgeführten Operationen bei den Teilnehmenden am AOK-Zweitmeinungsprogramm RückenSPEZIAL um 42 Prozent zurückging. Noch geringer fiel der Anteil der Operationen unter den Teilnehmenden aus, die auf ärztliche Empfehlung eine intensive und abgestimmte Behandlung durch verschiedene Fachärzt:innen und Therapeut:innen erhielten. Diese sogenannte interdisziplinär-multimodale Schmerztherapie ist Teil des Zweitmeinungsprogramms.

„Was bisher nur eine Vermutung war, haben wir jetzt bewiesen: Zweitmeinungsverfahren können die Mengendynamik bei potenziell nicht angemessenen Operationen eindämmen“, sagt Dr. Christoph Wagner, Gesundheitsökonom im Bereich Versorgungsmanagement der AOK Nordost, der die Evaluation durchgeführt hat. Die Behandlungsverläufe von 216 Versicherten flossen in die Studie ein: 108 Versicherte nahmen am RückenSPEZIAL-Programm teil. 108 ähnliche Versicherte, die nicht am Programm teilnahmen, wurden als Vergleichsgruppe herangezogen. Alle 216 Versicherten hatten eine Erstempfehlung für eine Rückenoperation erhalten.

 

Eine Operation sollte das letzte Mittel sein

„Die Ergebnisse machen Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen Hoffnung. Denn so eine Rückenoperation ist ein komplizierter Eingriff und keine Lappalie“, sagt Grit Ayyad, Beratungsärztin bei der AOK Nordost. „Von Blutungen über Nervenverletzungen bis hin zu Infektionen und Narbenbildungen, die dann wieder weitere Schmerzen hervorrufen – die Risiken sind nicht unerheblich. Eine Operation sollte daher immer nur dann erfolgen, wenn alle anderen Behandlungsmethoden ausgeschöpft wurden und nichts gebracht haben.“

Zweitmeinungsprogramm erspart Folgeoperationen

Im spezialisierten Zweitmeinungsprogramm RückenSPEZIAL nehmen sich Fachärzte, Physiotherapeuten und Schmerz-Psychotherapeuten eines zertifizierten Rückenzentrums die Zeit für eine eingehende mehrstündige Untersuchung. Auf deren Grundlage geben die Experten dann in enger Abstimmung untereinander eine individuelle Therapie-Empfehlung ab. „Unsere Evaluation zeigt, dass in signifikant vielen Fällen eine Kombination verschiedener konservativer Behandlungsverfahren eine Operation ersetzen kann“, sagt Dr. Christoph Wagner.

Das Zweitmeinungsverfahren erspart übrigens auch Folge-Operationen: Zahlen der AOK Nordost zeigen, dass von den insgesamt 4.063 Versicherten, die sich 2019 einer Rückenoperation unterzogen, beinahe jeder achte in der Folgezeit mindestens ein zweites Mal aufgrund der gleichen Beschwerden operiert wurde.