Eine Innovation, die Leben retten kann: Preis für TVT-Diagnoseverfahren
Die Tiefe Venenthrombose (TVT) ist nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tod führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dennoch wird TVT in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt, da die Krankheit häufig beschwerdearm verläuft. Diagnoseverfahren sind zudem langwierig und erfordern, dass Patienten von einem Facharzt untersucht werden. Hier setzt das Start-up ThinkSono an, das weltweit das erste Diagnose-Tool zur Erkennung der Tiefen Venenthrombose für Arztpraxen entwickelt hat. Für diese Idee erhielten die Gründer jetzt den Innovationspreis Berlin Brandenburg.
Sofortige Diagnose dank Software
Gemeinsam mit ihrem Team haben die Gründer Sven Mischkewitz und Fouad Al-Noor das TVT-Diagnose-Tool entwickelt. Es besteht aus einem mobilen Ultraschallgerät und einer intelligenten Software. „Diese analysiert die Daten des Ultraschallgeräts in Echtzeit und übersetzt sie in eine schematische Ansicht. Man muss also nicht unbedingt Ultraschallbilder lesen können, um unser Diagnoseverfahren zu nutzen“, sagt Gründer Sven Mischkewitz. Die intelligente Software zeigt auf einen Blick an, ob ein Patient unter TVT leidet. Die Krankheit äußert sich in Form eines Blutgerinnsels, das sich meist in den tiefen Venen der Unterschenkel festsetzt. Wenn dieser sogenannte Thrombus unentdeckt bleibt, kann er in die Lunge wandern (Embolie) und zu einem Blutstau zwischen Herz und Lunge führen. Im schlimmsten Fall sterben Betroffene an Herzversagen. „TVT ist eine Volkskrankheit. Das Interesse an einem vereinfachten Diagnoseverfahren ist daher sehr groß“, sagt Mischkewitz.
Schnelleres Verfahren, gleiche Sicherheit
Laut Schätzungen ist etwa eine von 1.000 Personen von der Tiefen Venenthrombose betroffen. Obwohl die Krankheit häufig auftritt, ist das Diagnoseverfahren derzeit sehr langwierig. Wenn der Verdacht einer TVT besteht, müssen Ärzte ihre Patienten als Notfall an eine Klinik überweisen. Vom ersten Arztgespräch bis zu einer sicheren Diagnose vergehen oft fünf Stunden – Zeit, die für den Patienten nervenaufreibend ist und wertvolle Kapazitäten in Notaufnahmen blockiert. Das von ThinkSono entwickelte Verfahren beschleunigt den Prozess erheblich und garantiert die gleiche Sicherheit. Die intelligente Software beruht auf einem Algorithmus, der aus Datensätzen von Betroffenen lernt.
Gründer erhalten Innovationspreis Berlin Brandenburg
Die medizinische Innovation der Gründer wurde nun vom Brandenburger Wirtschaftsminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach und dem Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Berlin vergeben. In diesem Jahr wählte die 17-köpfige Jury fünf Gewinner aus 206 Bewerbungen aus. „Natürlich freut sich ein Start-up immer über Geldpreise. Der Innovationspreis hat für uns aber vor allem einen symbolischen Wert. Er ist ein großer Motivationsfaktor für uns als Team. Und es ehrt uns als junge Menschen, dass man uns die Lösung eines so großen Problems zutraut.“
Ab Ende des kommenden Jahres soll das TVT-Diagnose-Tool in einer achtmonatigen klinischen Studie auf den Prüfstand gestellt werden. Das klinische Institut der Universität Oxford wird die Studie leiten. „Zahlreiche deutsche Krankenhäuser interessieren sich bereits für eine Teilnahme“, sagt Mischkewitz. Wie auch einige Teammitglieder von ThinkSono ist er Alumnus des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering und hat sich aufgrund der dortigen Expertise für die brandenburgische Landeshauptstadt als Standort von ThinkSono entschieden.