Eckert & Ziegler: Tonangebend in einem Wachstumsmarkt
Mit der „Bestrahlung von innen“ behandelten Ärzte Schilddrüsenkrebs schon 1930 – radioaktives Iod-131 wirkte dabei an dem betroffenen Organ und wurde ansonsten vom Körper schnell wieder ausgeschieden. Die Isotope dienten der Diagnostik und der Behandlung gleichermaßen. Seit rund 15 Jahren nimmt die zunehmend engere Verzahnung von Diagnostik und Therapie als sogenannte Theranostik neue Fahrt auf mit dem Ziel, die richtige Therapie für den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt zu ermöglichen. Es ist ein Ansatz, der den Patienten eine höchst individuelle Behandlung verspricht, und ein Markt auf dem das Berliner Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler mit seinen Innovationen den Ton mit angibt.
„Treiber unsers Wachstums bleibt das anhaltend starke Interesse der Pharmaindustrie an radiopharmazeutischen Ansätzen. Ein Schwerpunkt der nächsten Jahre wird dabei im Bereich der sogenannten Präzisionsonkologie erwartet, bei der die teure Tumormedikation dem Patienten nur dann gegeben wird, wenn ein vom molekularen Aufbau her fast identisches Diagnostikum vorher bestätigt hat, dass der Patient auf die Therapie anspricht“, ist Dr. Andreas Eckert überzeugt.
Eine optimistische Perspektive für die Zukunft, die auf langjähriger Erfahrung beruht. Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1992 als Jürgen Ziegler gemeinsam mit Andreas Eckert 1992 die BEBIG Isotopentechnik und Umweltdiagnostik GmbH (BEBIG GmbH) in Berlin gründen. Beide Gründer kommen aus unterschiedlichen fachlichen Ecken. Jürgen Ziegler hat in der ehemaligen DDR einen Abschluss als Ingenieur im Fachgebiet Informationstechnik gemacht und arbeitete als Abteilungsleiter Technik am Zentralinstitut für Isotopenforschung in Berlin-Buch. Andreas Eckert beginnt seinen beruflichen Werdegang als Journalist, hat während seiner Tätigkeit als Information Officer in der Öffentlichkeitsarbeit bei den Vereinten Nationen promoviert und arbeitet zur Wendezeit als selbständiger Organisationsberater in seiner Heimat West-Berlin.
Als der Ingenieur Ziegler Rat braucht, um die Forschung und Entwicklung mit seinem Team aus Fachleuten fortzusetzen, tut er sich mit Eckert zusammen. Der kümmert sich um die Finanzen und Vermarktung, während Jürgen Ziegler und sein Team weiter im Bereich Isotopentechnik arbeiten. 1992 gründen sie die BEBIG, die sich auf die Herstellung von schwach radioaktiven Strahlenquellen für industrielle und medizinische Anwendungen konzentriert.
Nach Jahren des langsamen, aber beständigen Wachsens wird 1997 die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gegründet. Sie fungiert als Holding-Gesellschaft für eine Reihe von spezialisierten Tochterunternehmen und deckt ein weites Spektrum ab: von der Verarbeitung von Radioisotopen bis hin zur Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von isotopentechnischen Komponenten, medizintechnischen Geräten oder verwandten Produkten.
Als Spezialist für isotopentechnische Anwendungen in Medizin, Wissenschaft und Industrie ist das Unternehmen heute mit weltweit über 800 Mitarbeitern und einem Umsatz von 178,6 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2019 weiter auf stetigem Wachstumskurs.
Den größten Schub verzeichnet dabei das Segment Radiopharma, das seine Verkäufe jüngst um 35 Prozent auf 42,7 Millionen Euro steigerte. Mit neuen Methoden wird es immer besser möglich, versteckte Tumore aufzuspüren und sie zielgenau zu bekämpfen. In der Radiopharmazie deckt Eckert &Ziegler mit seinen Produkten und Dienstleistungen den gesamten Bereich ab. Neben dem Angebot von Fertigarzneien, entwickelt und liefert das Unternehmen unter anderem auch Anlagen und Automatisierungstechnik für die Herstellung und Qualitätskontrolle von Radiopharmaka. Zum Angebot gehört dabei auch ein begleitendes Projektmanagement und eine dauerhafte Beratung bei der Einrichtung von Infrastrukturen für die Herstellung von Radiopharmaka. Das mit 19 Niederlassungen weltweit tätige Unternehmen ist außerdem mit Komponenten in der nuklearmedizinischen Bildgebung und der industriellen Messtechnik aktiv.
Innovationstreiber und TecDAX Unternehmen
Seit diesem Jahr im TecDAX geführt, bereichern die Berliner mit neuen Produkten und Methoden den Markt: Erst kürzlich haben sie in Europa die CE-Zulassung für die weltweit ersten, im 3D-Druckverfahren hergestellten Applikatoren zur Behandlung gynäkologischer Tumore erhalten. Mit diesen Hilfsmitteln für die nadelgestützte Brachytherapie mittels HDR Afterloading haben Ärzte neue Handlungsmöglichkeiten, um schwer erreichbare Gebärmutterhalskarzinome zu behandeln.
„Das CE-Zeichen ist ein wichtiger Meilenstein für uns, da die neuen Add-on-Kits die weltweit erste 3D-gedruckte Medizinproduktefamilie sind, die für die nadelgestützte Brachytherapie zugelassen wurden“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Harald Hasselmann. Er sieht in dem innovativen Verfahren noch viele weitere Möglichkeiten, das Produktportfolio zu erweitern und diverse Krebstherapien zu verbessern.
Vielleicht ist es dieses „Nach-vorne-Schauen“, das die Erfolgsgeschichte von Eckert & Ziegler ausmacht. Das Wachstum der Firma hat jedenfalls in der 26-jährigen Geschichte kaum Dellen erlebt und auch die Coronakrise konnte dem Konzern bislang wenig anhaben.
Berlin als Traditions- und Innovationsstandort
Seit seiner Ausgründung aus dem Zentralinstitut für Isotopentechnik der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR ist das Unternehmen dem Standort Buch im Berliner Nord-Osten treugeblieben und befindet sich mit seiner 2012 neu gebauten Konzernzentrale in direkter Nachbarschaft zum Campus Berlin-Buch, einem der größten Wissenschafts- und Biotechparks Deutschlands. Für Eckert & Ziegler ein idealer Ausgangspunkt für Innovationen auf dem Gebiet der Nuklearmedizin und für den Weg zur Präzisionsonkologie.
„Vor zwei Generationen war Berlin ein Weltzentrum der Kernphysik, hier lehrten Planck und Einstein. Lise Meitner und Otto Hahn machten in Dahlem ihre bahnbrechende Entdeckung. Wir freuen uns, zumindest auf industrieller Seite auf diesem Gebiet wieder den Anschluss an die Weltspitze gefunden zu haben“, erläutert Dr. Andreas Eckert, Vorstandsvorsitzender der Eckert & Ziegler AG.
Nachwuchs aus dem eigenen Haus
Die lange Liste der fachlichen Auszeichnungen wird ergänzt durch die Titel „Deutschlands bester Ausbildungsbetrieb 2019“ oder Unternehmen mit „Exzellenter Ausbildungsqualität 2019“. So sorgen die Berliner mit aktuell acht Auszubildenden für ihren eigenen Nachwuchs. Sicherlich aus gutem Grund: Mit der Erfolgsgeschichte im Hintergrund werden Industriekaufleute und Fachinformatiker für Systemintegration auch in Zukunft gebraucht. So konnten auch für das neue Ausbildungsjahr wieder neue Ausbildungsplätze in dem hochinnovativen Unternehmen besetzt werden.