Curt Meyer-Gedächtnispreis für Charité-Neuropathologen
Die korrekte Zuordnung eines Hirntumors zu einer Tumorklasse ist für Patientinnen und Patienten lebensnotwendig. Zurzeit lassen sich unter dem Mikroskop mithilfe von Gewebemerkmalen rund 100 verschiedene Arten von Hirntumoren unterscheiden, die ganz unterschiedlich auf Strahlen- und Chemotherapie ansprechen. Prof. Capper vom Institut für Neuropathologie der Charité hat gemeinsam mit Kollegen des Hopp-Kindertumorzentrums am NCT Heidelberg (KiTZ), des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Abteilung Neuropathologie am Universitätsklinikum Heidelberg ein alternatives Diagnoseverfahren entwickelt. Bei dieser Methode werden Muster vom Pathologen nicht mehr mit dem bloßen Auge erkannt, sondern mit einem computergestützten Verfahren identifiziert. Dies ist möglich, da sich Hirntumore auch durch ihre molekularen Eigenschaften voneinander unterscheiden.
Prof. Capper nutzt für das Verfahren einen bestimmten Anteil der genetischen Information eines Tumors, die so genannte DNA-Methylierung, um die Tumoren seiner Patienten zu charakterisieren. Diese molekularen Profile vergleicht er mit über 2.800 bereits klassifizierten Profilen anderer Referenzproben. Mit Hilfe eines auf maschinellem Lernen basierenden Algorithmus können nun 82 verschiedene Arten von Tumoren des zentralen Nervensystems zuverlässig unterscheiden werden. Um sicherzugehen, dass sich die Methode für den Einsatz in der klinischen Routine eignet, testeten die Wissenschaftler das konventionelle und das neue Verfahren an mehr als 1.000 Patienten. Hierbei wurden in zwölf Prozent der Fälle Fehldiagnosen identifiziert. „Zurzeit setzen wir das Verfahren bei unklaren Befunden ein, immer dann, wenn die Mikroskopie kein eindeutiges Bild der Tumorklasse abgibt. In der Mehrzahl der Fälle können wir mit dem Klassifikations-Algorithmus zu einer Klärung der Diagnose kommen. Ich denke, das Verfahren wird in einigen Jahren standardmäßig zur Bestimmung von Hirntumoren eingesetzt werden“, sagt Prof. Capper.