Charité 3R: Translation verbessern, Tierschutz stärken, Alternativen entwickeln
Die Übertragbarkeit tierexperimenteller Studien verbessern und die Entwicklung von Alternativmethoden vorantreiben, das ist der Auftrag von Charité 3R – Replace, Reduce, Refine. Die neue Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde heute eröffnet. Der Name des Zentrums bezieht sich auf das 3R-Prinzip: Tierversuche sollen – wo immer möglich – ersetzt, die Anzahl der Versuchstiere reduziert und ihre Belastung verringert werden. Ziel ist es, die größtmögliche Wirksamkeit bei der Entwicklung von Therapien mit einem Maximum an Tierschutz zu verbinden. Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde zudem der Ursula M. Händel-Tierschutzpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben.
„Berlin zur Hauptstadt der Alternativmethoden zu entwickeln, ist zentrales Ziel von Charité 3R. Die vielen aktuellen technischen Innovationen bilden eine hervorragende Basis für ganz neue Ansätze in diesem Bereich“, erklärte Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité und Vordenker der Initiative, in seiner Begrüßungsrede. So werde die Entwicklung von Krankheitsmodellen, die auf menschlichen Zellen basieren, beispielsweise durch die Forschung an Organoiden, Multi-Organ-Chips und multidimensionalen Bildgebungsverfahren, zu einer konkreten und realistischen Perspektive. „Charité 3R wird die vielen existierenden innovativen Ansätze und Initiativen bündeln, mithilfe von Fördermitteln unterstützen und die Suche nach neuen Methoden gemeinsam mit den Berliner Universitäten und außeruniversitären Partnern energisch vorantreiben“, sagte der Dekan.
Prof. Dr. Stefan Hippenstiel, Sprecher von Charité 3R, betonte in seinem Vortrag: „In der biomedizinischen Grundlagenforschung und in der angewandten klinischen Forschung sind Tierversuche derzeit noch unvermeidbar – insbesondere dann, wenn es um das komplexe Zusammenspiel zwischen Zellen und Organen in lebenden Systemen geht. Daher gilt es einerseits, Tierversuche zu bestmöglicher Aussagekraft bei gleichzeitig maximal möglichem Tierschutz zu entwickeln, und andererseits, Alternativmethoden zu fördern.“ Des Weiteren will die neue Einrichtung die tierexperimentelle Forschung gemäß den Kriterien Refine und Reduce stetig weiter verbessern, beispielsweise durch die Entwicklung schonenderer Verfahren, um die Belastung der Tiere weiter zu reduzieren. „Unsere Vision ist es, mit Charité 3R einen Ort der Innovation und Vernetzung zu schaffen. Er soll junge Forscher anziehen und es ihnen ermöglichen, im Umfeld der Charité ihre Ideen zu erproben“, erklärte Prof. Hippenstiel.
Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin, sagte: „Mit seiner vielfältigen Forschungsexpertise ist Berlin der richtige Ort, um Alternativen zu Tierversuchen zu entwickeln. Diesen Anspruch haben wir im Koalitionsvertrag und in den Hochschulverträgen fest verankert und setzen ihn konsequent um. Die heutige Eröffnung des neuen interdisziplinären Forschungszentrums Charité 3R ist ein zentraler Baustein in unserem Vorhaben, den Tierschutz zu stärken und Tierversuche in der medizinischen Forschung so schnell und so weit wie möglich verzichtbar zu machen. Dafür bündeln wir die Kompetenzen von Charité, Universitäten und Forschungseinrichtungen und setzen auch weitere Impulse. Der kürzlich bewilligte Forschungsbau ‚Der Simulierte Mensch‛ von Charité und Technischer Universität ist der nächste große Schritt in diese Richtung. So stellt das Land Berlin in den kommenden Jahren bereits gut 25 Millionen Euro für die Erforschung und Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen zur Verfügung.“
Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde zudem der Ursula M. Händel-Tierschutzpreis der DFG vergeben. Prof. Dr. Katja Becker, Vizepräsidentin der DFG, übergab den Preis nach ihrer Laudatio an die Toxikologin Prof. Dr. Ellen Fritsche vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an den Mathematiker, Physiker und Mediziner Privatdozent Dr. Dr. Hamid Reza Noori vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Die mit jeweils 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde damit bereits zum siebten Mal an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die den Tierschutz in der Forschung im Sinne des 3R-Prinzips verbessern.