Aufbruch in der ambulanten Versorgung!
Navigation steht für „Nachhaltig versorgt in gemeindenahen Gesundheitszentren – Gesundheit im Zentrum“. Durch diese innovative Form der multiprofessionellen Primär- versorgung werden neue Standards für eine moderne, den komplexen Heraus- forderungen angepasste Versorgung in Deutschland entwickelt und umgesetzt. Für die Projektleiterin Dr. Patricia Hänel aus Berlin ist der Schritt ein Paradigmen- wechsel in der ambulanten Versorgung: „Wir blicken auf viele Jahre Arbeit in der ambulanten Versorgung zurück. Die gesell- schaftlichen Herausforderungen sind groß. Mit dieser Förderzusage werden wir bun- desweite Standards für eine neue Primärversorgung etablieren.“ NAVIGATION ist ein Versorgungsmodell für die ambulante interprofessionelle Betreuung von Menschen mit komplexen Bedarfen, die einen schlechten Zu- gang zur ambulanten Versorgung haben. Es vereint medizinische, psychologi- sche und soziale Versorgung unter einem Dach in einem koordinierten inter- professionellen Versorgungspfad. Eine zentrale und koordinierende Rolle in diesem Programm übernehmen Community Health Nurses (CHN). Sie arbeiten in der Lebenswelt der Stadtteilbewohner*innen und erreichen auch Menschen, die aufgrund ihrer Lebensumstände keinen Zugang zu herkömmlichen medizi- nischen Einrichtungen haben. „Indem wir Menschen mit einer hohen psychosozialen Belastung früher erreichen, haben wir eine echte Chance, etwas zu verändern“, sagt Lukas Waidhas, Community Nurse in Hamburg-Veddel.
Mit NAVIGATION entsteht ein Best-Practice-Modell für Primärversorgungszent- ren in Kommunen mit besonderen Herausforderungen. Es verbindet integrier- te bio-psycho-soziale Versorgung, aufsuchende Arbeit und Case-Koordination mit einem besonderen Fokus auf Prävention. Dabei werden auch krankma- chende Lebens- und Arbeitsbedingungen berücksichtigt. Gerade Stadtteile wie Neukölln und Veddel zeichnen sich durch eine schlechtere gesundheitliche Situation der Bevölkerung aus, die sich neben individuellen Aspekten auch durch eine Häufung von gesundheitsschädlichen gesellschaftlichen Bedingun- gen wie Armut, schlechten Wohnbedingungen, schlechten Bildungschancen und Diskriminierung erklärt. NAVIGATION zielt darauf ab, diese Ursachen von Krankheit aufzudecken und im Team anzugehen. „Diese Ursachen von Krankheit aufzudecken und systematisch im Team angehen zu können, hat meine Arbeit diametral verändert. Die soziale Ungerechtigkeit werden wir nicht ändern können, aber den psychosozialen Faktoren den Platz einzuräumen, den sie brauchen, nimmt ein bisschen von der Sisyphos-Erfahrung die viele Kolleg*in- nen machen: medizinisch behandeln und dann in die Verhältnisse zurückschicken, die sie krank machen“,so Kirsten Schubert, Fachärztin für Allgemeinmedizin im Geko Neukölln.
NAVIGATION ist der erste große Schritt in eine neue ambulante Primärversor- gung und überholt heute schon die Ansätze über Primärversorgungszentren, wie sie im aktuellen Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsver- sorgung in der Kommune (GVSG) angedacht sind. Hier werden zukunftswei- sende Modelle von Public Health Orientierung in der Primärversorgung, inter- professioneller Zusammenarbeit, neue Verantwortlichkeiten für nichtärztliche Berufsgruppen und eine umfassende Prävention getestet. NAVIGATION bietet die Chance, die Potentiale von Primärversorgung live und in Farbe zu erleben. Enge Kooperation mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst Darüber hinaus werden in NAVIGATION Primärversorgung und öffentlicher Gesundheitsdienst enger miteinander verzahnt – ein zukunftsweisender Schritt zu einer sektorenübergreifenden Versorgung. Die Gesundheitsämter von Berlin Neukölln und Hamburg Mitte sind dafür mit an Bord, die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege aus Berlin und Sozialbehörde der Stadt Hamburg unterstützen das Projekt.
Konsortialpartner*innen im Projekt NAVIGATION sind: • Das Gesundheitskollektiv aus Berlin und die Poliklinik Veddel aus Ham- burg führen die Intervention durch • Die Charité mit den Instituten für Allgemeinmedizin und Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie wird die Evaluation durchführen • Das Wissenschaftliche Institut der AOK wird Routinedaten zur Verfügung stellen • Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. wird Inhalte und Materialien für die Verbesserung von Gesundheitskompetenz entwickeln • Die AOK Rheinland/Hamburg und die AOK Nordost sind Vertragspartner in den Selektivverträgen • Die Frankfurt University of Applied Sciences wird schon ab Projektbeginn die Überleitung dieser Versorgungsform in die Regelversorgung begleiten.
Quelle GeKo Berlin e.V.
Dieses Projekt wurde vom Clustermanagement bei der Partnerfindung und der Partnergewinnung unterstützt.