Auf dem Weg zur automatisierten Wirkstoffsynthese
Am 1. Juli 2022 empfängt Prof. Dr. Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) seinen Chemikerkollegen Prof. Dr. Andrei K. Yudin. Innerhalb der nächsten sechs Monate werden sie gemeinsam an der automatisierten Synthese hochaktiver Wirkstoffe forschen. Yudin erhält den diesjährigen Konrad Adenauer-Forschungspreises.
Seeberger und Yudin vereint ein Ziel: Sie wollen ihre Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zur Anwendung bringen und auf diese Weise spezifische Wirkstoffe schnell, kostengünstig und automatisiert herstellen. Idealerweise verfügen beide über umfangreiche Erfahrungen in der Gründung von Start-Ups. „Ich freue mich außerordentlich über diese Zusammenarbeit, sie könnte zu wichtigen neuen Technologien im Gesundheitswesen führen,“ sagt Peter H. Seeberger, Direktor der Abteilung Biomolekulare Systeme am MPIKG. Mit der Herstellung komplexer Zuckermoleküle mittels Syntheseautomat hat Seeberger bereits die Entwicklung neuartiger Impfstoffe, Therapien und Diagnostika ermöglicht. So sind synthetische Zucker unter anderem Bestandteil von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten wie multiresistente Krankenhauskeime.
Andrei K. Yudin, der an der „University of Toronto“ einen Lehrstuhl für „Medicine by Design“ innehat, hat innerhalb seiner Forschungstätigkeit schon eine Reihe leistungsstarker Werkzeuge für die chemische Synthese entwickelt. Ein Ziel seiner Forschung ist die Entwicklung neuer bioaktiver Makrozyklen, die zur Behandlung schwerer Krankheiten eingesetzt werden könnten. Im Jahr 2012 gründete Yudin „Encycle Therapeutics“ und baute Kooperationen mit „Merck“, „GlaxoSmithKline“, „Pfizer“ und „AstraZeneca“ auf. 2019 wurde „Encycle“ von „Zealand Pharma“ übernommen, das die Entwicklung des führenden Encycle-Produkts ET3764, eines oral verabreichten Peptidpräparats zur Behandlung des entzündlichen Darmsyndroms und der Crohn-Krankheit, übernommen hat. Trotz dieser Fortschritte ist die Entwicklung bioaktiver Makrozyklen nach wie vor äußerst kostspielig und zeitaufwendig. „Aus der Kooperation mit dem Max-Planck-Institut und Herrn Prof. Seeberger verspreche mir eine deutliche Beschleunigung sowohl der Entdeckungs- als auch der Herstellungsprozesse. Dies wird es uns ermöglichen, bioaktive Wirkstoffe für eine breite Palette von Anwendungen herzustellen,“ sagt Prof. Andrei K. Yudin und fügt hinzu: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und den Aufbau eines langfristigen wissenschaftlichen Austauschs mit der Abteilung von Herrn Seeberger.“
Über den Forschungspreis
Die Alexander von Humboldt-Stiftung zeichnet mit dem auf 60.000 Euro dotierten Konrad Adenauer-Forschungspreis das bisherige Gesamtwerk führender Forscherpersönlichkeiten aus Kanada aus. Zusätzlich werden die Preisträger/innen eingeladen, ihre selbstgewählten Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkolleg/innen durchzuführen. Gleichzeitig dient der Preis der Stärkung der wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der BRD und Kanada.