Arzneimitteln für neuartige Therapien weiter auf dem Vormarsch: ATMP Workshop in Potsdam präsentiert nationale und internationale Entwicklungen
„Dieser Trend spiegelt sich auch im stetig wachsenden Interesse an unserem Workshop „The Product is the Process: Is it? - Qualitätsaspekte bei der Herstellung von ATMP“ wider“, so Initiator und Symposiumsleiter Dr. Ralf Sanzenbacher vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Zusammen mit dem PEI organisiert der Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital Berlin-Brandenburg sowie die Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten.
Mittlerweile zieht das eintägige Meeting vermehrt auch internationales Publikum an. So kamen die Teilnehmer nicht nur von Universitäten, Kliniken, Behörden und Unternehmen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, sondern auch aus dem europäischen Ausland, Israel und den USA. Dr. Takefman von der US-amerikanischen Start-up Firma Spark Therapeutics stellte mit Luxturna ein neues Gentherapieprodukt zur Behandlung erblich bedingter schwerer Netzhautdystrophien vor. Es hatte erst vor wenigen Wochen ein positives Zulassungsvotum der europäischen Arzneimittelbehörde EMA erhalten. Bereits seit 2017 EU-weit zugelassen und mitten in der Markteinführung befindet sich Spherox, ein patientenspezifisches Zellpräparat zur regenerativen Behandlung von Knorpeldefekten im Knie, berichtete Dr. Roel von der heimischen co.don AG aus Berlin-Teltow. Dr. Sharon Longhurst, Entwicklungsleiterin der schwedischen Firma Immunicum, stellte neue Tumorvakzinierungsstrategien auf Basis allogener dendritischer Zellen vor, während Prof. Bönig vom Deutschen Roten Kreuz erfolgversprechende Daten zur Behandlung schwerer akuter Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantation mit dem Zelltherapeutikum Obnitix präsentierte.
Dr. Klaus Kühlke von BioNTech fokussierte seinen spannenden Vortrag auf die optimierte Herstellung von CAR-T Zellprodukten. Gespannt verfolgt wurde auch der Vortrag der Vertreterin der Europäischen Kommission aus Brüssel, Rocio Salvador-Roldan, die einen guten Überblick über geplante Optimierungen und Weiterentwicklungen der arzneimittelrechtlichen Vorgaben in der EU gab. „Auch wissenschaftlich bleibt noch viel weiter zu entwickeln“, so Prof. El-Enein von der Berliner Charite. Er referierte über Konzepte, wie die zunehmenden molekularbiologischen, genetischen und klinischen Datenmengen für Zelltherapien besser gebündelt und nutzbar gemacht werden könnten. Die Wichtigkeit einer verstärkten behördlichen Überwachung und die Erfordernis von wissenschaftlich fundierten Untersuchungen zum Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit von Stammzelltherapien betonte auch Prof. Douglas Sipp vom renommierten Riken Institute aus Japan, der eindrücklich auf das ansteigende weltweite Angebot unseriöser Stammzelltherapien hinwies. Eine Fortsetzung der erfolgreichen Veranstaltungsreihe ist für Anfang November 2019 geplant.