AOK Nordost und TK kooperieren mit Charité-Nierentransplantationszentrum
Versicherte der AOK Nordost und der Techniker Krankenkasse in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern können ab sofort nach einer Nierentransplantation telemedizinisch mitbetreut werden. Die beiden Krankenkassen kooperieren dazu im Rahmen des MACCS-Telemedizin-Projektes mit dem Nierentransplantationszentrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das Ziel: Komplikationen vorbeugen, Krankenhausaufenthalte verringern, Organabstoßungen und eine erneute Dialyse vermeiden. Das Konzept setzt vor allem auf die bessere Einbeziehung der Patientinnen und Patienten in ihre Therapie.
Digitale Plattform sorgt für sicheren Informationsaustausch
Die Basis für die telemedizinische Betreuung bildet eine digitale Plattform. Diese ist verknüpft mit dem Patienteninformationssystem der Charité, dem Praxisverwaltungssystem der niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzte und mit einer Patienten-App. Über die Plattform werden notwendige Informationen zwischen dem Transplantationszentrum, den niedergelassenen Arztpraxen sowie den Patientinnen und Patienten auf direktem Weg sicher elektronisch ausgetauscht. Ein Medikationsmanagement ist ebenfalls Bestandteil der telemedizinischen Mitbetreuung.
Trotz hervorragender Ergebnisse im ersten Jahr nach Nierentransplantation versagen etwa ein Viertel der transplantierten Nieren schon innerhalb der ersten fünf Jahre. Eine der Hauptursachen für den vorzeitigen Transplantatverlust sind chronische Abstoßungsreaktionen, die häufig durch Fehler in der Medikamenteneinnahme begünstigt werden. Umso wichtiger ist es, eine falsche Medikamenteneinnahme und Anzeichen für eine Funktionseinschränkung der Niere rechtzeitig zu erkennen.
Über die digitale Plattform behält das Telemedizinteam des Transplantationszentrums den Überblick über die medizinischen Daten der Patientinnen und Patienten. Bei Auffälligkeiten, wie erhöhter Temperatur, Gewichtszunahme, auffälligem Blutdruck oder einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes kontaktiert das medizinische Personal frühzeitig die Patientinnen und Patienten. So kann die Medikation zeitnah angepasst werden. Gegebenenfalls wird gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten entschieden, dass diese ihren behandelnden Nephrologen oder direkt die Notaufnahme aufsuchen sollten.
Medikationsmanagement erfasst alle Medikamente
Für das Medikationsmanagement erfasst die Plattform automatisch alle neuen Medikamente, die vom Telemedizinteam auf Wechsel- oder Nebenwirkungen geprüft werden. In der App können die Patientinnen und Patienten nicht nur ihre Vitaldaten eingeben, sondern auch Medikamente, die sie selbst in der Apotheke kaufen. Diese Informationen werden dann an die telemedizinische Plattform übermittelt. Somit erfasst das Medikationsmanagement alle Medikamente. Außerdem erinnert die App täglich an die Medikamenteneinnahme.
Das telemedizinische Betreuungsprogramm wird schrittweise auf weitere Patientengruppen ausgeweitet, zum Beispiel auf Patientinnen und Patienten, die auf der Warteliste für eine Nierentransplantation stehen. Die Einschreibung erfolgt über das Transplantationszentrum der Charité in enger Abstimmung mit den niedergelassenen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Weitere Informationen unter: www.MACCS-Telemedizin.de
Ausgefeiltes Datenschutzkonzept als Grundvoraussetzung
Von höchster Wichtigkeit bei Telemedizinprojekten ist die Einhaltung des Datenschutzes und die datenschutzkonforme Verarbeitung der Daten. Diese zentrale Herausforderung wurde ab Projektbeginn in der Entwicklung und Anwendung kontinuierlich mit Hilfe unabhängiger Gutachter berücksichtigt, um zu jedem Zeitpunkt die Datenschutzgrundsätze konsequent zu gewährleisten und die Rechte der Personen zu schützen.
Die Entwicklung der digitalen MACCS-Telemedizin-Plattform wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und von der Stiftung Charité mit dem Max Rubner-Preis gefördert. MACCS steht für medical assistent for chronic care service.
Zitate
Marek Rydzewski, Bereichsleiter Versorgungsmanagement der AOK Nordost:
„Für eine gute Nachsorge benötigen alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte – sowohl in den Praxen als auch im Transplantationszentrum – bei jedem Patientenkontakt ein möglichst vollständiges und aktuelles Bild über den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten. Telemedizinische Lösungen können die dafür notwendige Vernetzung und Kommunikation signifikant verbessern. Das steigert die Versorgungsqualität und unterstützt die niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzte bei ihrer täglichen Arbeit.“
Susanne Hertzer, Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin/Brandenburg:
"Die telemedizinische Betreuung bietet Patienten, denen eine Niere transplantiert wurde, viele Vorteile. Der Gesundheitszustand wird nach der Transplantation engmaschig überwacht, sodass eine mögliche Komplikation zeitnah erkannt und schnell darauf reagiert werden kann."
Prof. Klemens Budde, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Standortleiter Campus Charité Mitte:
„Die Einbeziehung der Patienten und der direkte Datenaustausch mit den niedergelassenen Fachärzten werden die Versorgung unserer Patienten einen großen Schritt voranbringen. Der bessere Datenaustausch erhöht unmittelbar die Behandlungsqualität und der Patient wird so im häuslichen Umfeld bei seiner komplexen Therapie unterstützt. Daher ist das sektorenübergreifende Konzept ein Meilenstein in der Behandlung chronisch nierenkranker Patienten, das auch auf andere Gebiete gut übertragbar ist.“
Pressekontakte:
Manuela Zingl, Unternehmenssprecherin Charité – Universitätsmedizin Berlin
Telefon: 030 450 570 400
E-Mail: presse@charite.de
www.charite.de
Matthias Gabriel, Pressesprecher AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
Telefon: 0800-265 080 22202
E-Mail: presse@nordost.aok.de
Internet: aok.de/nordost/presse
Heike Weinert, Pressereferentin Techniker Krankenkasse
Telefon: 030 24 54 – 7517
E-Mail: heike.weinert@tk.de
Internet: tk.de/presse/regional/berlin-brandenburg