Ein neues Kapitel für das Berlin Institute of Health

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller haben die Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land Berlin unterzeichnet, die die Integration des Berlin Institute of Health (BIH) in die Charité – Universitätsmedizin Berlin festschreibt. Das BIH wird zur dritten Säule der Charité neben Krankenversorgung und Medizinischer Fakultät. Der Bund steigt erstmals direkt in die dauerhafte Grundfinanzierung eines Universitätsklinikums ein und betritt damit wissenschaftspolitisches Neuland. Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wird privilegierter Partner des BIH.

 

Professor Axel Radlach Pries, Vorstandsvorsitzender (interim) des BIH und Dekan der Charité, freute sich über die Zustimmung der Länder zur Integration des BIH in die Charité. „Ich bin wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller fest davon überzeugt, dass dies ein guter Tag für die Patientinnen und Patienten in Berlin und deutschlandweit ist“, sagte Pries. „Denn unsere Mission, die Übertragung von Forschungsergebnissen aus dem Labor in die Klinik, die Translation, wird uns in Zukunft noch besser gelingen.“ Er betonte, dass das BIH bereits heute beachtliche Erfolge vorweisen könne: „Mit 26 berufenen Professorinnen und Professoren, 20 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern, die insgesamt bereits mehr als 1000 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht haben, steht das BIH in der kurzen Zeit seines Bestehens glänzend da“, verkündete er stolz. „Unsere BIH Chairs verantworten hochinnovative Zentren, die die Digitalisierung der Medizin, klinische Studien und die Qualität der biomedizinischen Forschung voranbringen. Die Biomedical Innovation Academy hat bereits über 100 klinisch forschende Ärztinnen und Ärzte ausgebildet und der Digital Health Accelerator des BIH hat die digitalen Gesundheitsideen von sechs Teams bis zur Markteinführung gebracht. Darüber hinaus hat das BIH Infrastrukturen wie 12 Core Facilities geschaffen, die die translationale Forschung, das Kernanliegen des BIH, unterstützen.“

Professor Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité, dankte ausdrücklich allen, die diesen Schritt möglich gemacht hatten: „Mit der breiten Zustimmung von Bund und 16 Ländern erfährt das BIH eine herausragende Legitimation, als neues Modell translationaler Medizin innovative Wege zu beschreiten, um Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schnell ans Krankenbett zu bringen. Die Integration des BIH in die Charité mit gleichzeitig hoher Selbstständigkeit nutzt damit auch erstmals die Möglichkeiten, die durch die Änderung des Grundgesetzes 2014 dem Bund gegeben wurden.“

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wird durch die Verwaltungsvereinbarung in Zukunft privilegierter Partner des BIH. Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand (komm.) des MDC, sagte: „Durch die erprobte und exzellente Zusammenarbeit unserer Forscherinnen und Forscher mit Klinikerinnen und Klinikern der Charité werden wir schnell Fortschritte im Sinne der Patientinnen und Patienten machen. Das MDC ist ein Innovationstreiber und verfügt über hochmoderne Technologien und Infrastrukturen, die teilweise von MDC, Charité und BIH gemeinsam aufgebaut wurden und schon jetzt umfangreich genutzt werden. Dies gilt es fortzusetzen, und darauf freuen wir uns sehr.“

Bei einem Rundgang durch die Clinical Research Unit, in der die Unterzeichnung stattfand, machte deren Leiter Dr. Sein Schmidt deutlich, dass die Integration des BIH in die Charité – Universitätsmedizin räumlich wie inhaltlich bereits gelebt wird: „Hier arbeiten BIH-Wissenschaftler*innen, MDC-Forscher*innen und Ärzt*Innen der Charité unter einem Dach zusammen, etwa bei der BeLOVE Studie, in der wir insgesamt 10.000 Berliner Patient*innen untersuchen und über zehn Jahre beobachten werden, die ein so genanntes vaskuläres Ereignis hatten: Dazu zählen Schlaganfall oder Herzinfarkt, akutes Herzversagen, Niereninsuffizienz oder Diabetes Typ 2.“ Gemeinsam wollen die Wissenschaftler*innen das Zusammenspiel systemmedizinischer Faktoren besser verstehen, die für diese Erkrankungen verantwortlich sind, und Faktoren identifizieren, mit denen Mediziner*innen diese Erkrankungen rechtzeitig erkennen und vorhersagen können.

Anschließend stellte Professorin Petra Reinke, Mitglied im Steuerungskomitee des BIH Center für Regenerative Therapien, eine 40-jährige Patientin vor, die vor vier Jahren eine neue Niere transplantiert bekommen hatte. „Mindestens ebenso kompliziert wie der chirurgische Eingriff ist die anschließende lebenslange Kontrolle der Immunantwort“, erklärte die Transplantationsmedizinerin. „Ist die Immunreaktion gegen das Transplantat zu stark, wird das neue Organ abgestoßen und zerstört. Ist die Abwehr durch Immunsuppressiva zu stark unterdrückt, drohen schwerwiegende Komplikationen wie z.B. Infektions-, Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen.“ Gelöst haben Reinke und ihre Kolleg*innen das Problem, indem sie der Patientin eigene Immunzellen, so genannte regulatorische T-Zellen, infundierten, die sie zuvor isoliert und vermehrt hatten. „Frau S. lebt nach der einmaligen Gabe ihrer Zellen seit vier Jahren quasi nebenwirkungsfrei mit nur einem einzigen Medikament. Zu ihrer und unserer großen Freude ist sie seit zwei Jahren Mutter einer gesunden Tochter.“ Das BIH hat das Thema „Regenerative Therapien“ als einen Schwerpunkt in seiner Strategie verankert und übernimmt die Finanzierung des BIH Center für Regeneration gemeinsam mit der Charité zu je 50%.