3 Fragen an BIOCYC – „Mit unserem neuen Verfahren der Antikörperherstellung gehören wir zu den wenigen Firmen weltweit, die dazu in der Lage sind“
Herr Gorczyza, Sie haben an der TU Berlin Biotechnologie studiert. Was hat Sie dazu bewogen, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten und im Familienbetrieb mitzuarbeiten?
Das war für mich tatsächlich recht naheliegend. Ich hatte ja ohnehin viele Berührungspunkte mit der Firma meines Vaters, der quartett GmbH, die er 1986 gegründet hatte, um Biochemikalien und Reagenzien zu vertreiben. Die Firma war immer der Puls der Familie. Mein Vater übernahm die Geschäftsführung und den Vertrieb, meine Mutter Buchhaltung und Finanzen. Ich war dadurch ganz automatisch mit involviert. Wir haben zum Beispiel immer Geschäftsreisen mit Urlaubsreisen verbunden. Im Alter von zehn Jahren war ich bei Kongressen in Deutschland dabei und durfte auch Produkte vorstellen. Mit Zwölf, Dreizehn war ich sogar auf Kongressen in den USA dabei. Das war sehr spannend. Und wenn man von klein auf damit zu tun hat, erweckt es eben dein Interesse oder nicht. Und ich hatte Lust, dort anzuknüpfen.
Die Firma BIOCYC besteht seit 1995 und ist inzwischen so erfolgreich, dass Sie als erstes Privatunternehmen ein eigenes Gebäude im Potsdam Science Park errichten wollen. Was ist die Geschichte hinter dem Erfolg?
Ich glaube, eines der Erfolgsgeheimnisse ist, dass wir immer einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Produkte haben. Mit unseren rein synthetisch hergestellten Peptiden hatten wir so einen großen Erfolg, dass wir die Möglichkeit hatten, eine neue Technologie zur Herstellung von monoklonalen Kaninchenantikörpern zu entwickeln. Mit unserem neuen Verfahren der Antikörperherstellung gehören wir zu den wenigen Firmen weltweit, die dazu in der Lage sind. Normalerweise werden fast alle Antikörper mit Hilfe von Mäusen hergestellt. Aber das Immunsystem eines Kaninchens ist dem der Maus weit überlegen. So können wir sehr spezielle Antikörper herstellen, die für die Krebsdiagnose wertvoll sind. Die ganze Prozedur ist dabei wie bei einer Art Blutabnahme: Das Kaninchen erhält eine Art Impfung, es entwickelt Immunität, es entstehen B-Zellen im Vollblut, wir entnehmen Blut und isolieren diese Zellen. Von der Charité bis Vivantes – in sehr vielen Krankenhäusern mit pathologischen Instituten kommen weltweit unsere Antikörper zum Einsatz. So konnten wir gut wachsen und beschäftigen aktuell 17 Angestellte, der Neubau bietet Platz für bis zu 50 Angestellte.
Warum haben Sie sich für den Potsdam Science Park als Produktionsstandort der BIOCYC entschieden und wollen auch hier ein neues Gebäude errichten?
Der Potsdam Science Park ist wirklich fantastisch und für uns der perfekte Standort. Ursprünglich hatten wir unsere Produktion 1997 in Luckenwalde gestartet. Dort hatten wir keine Möglichkeiten, weiter zu expandieren und hatten uns aus vielen Gründen für den Potsdam Science Park entschieden. Die Räumlichkeiten im GO:IN 1 sind sehr gut gelegen, wir haben den Campus der Naturwissenschaften der Universität Potsdam vor Ort, die Max-Planck-Institute, die Fraunhofer-Institute und viele gleichgesinnte Unternehmen. Mit all diesen Einrichtungen kooperieren wir auch aktuell sehr stark. Hier hatten wir also Möglichkeiten, die wir woanders nicht hatten. Wir haben zum Beispiel sehr eng mit Professorin Katja Hanack zusammgearbeitet, deren Stiftungsprofessur an der Universität Potsdam wir auch finanziell unterstützt haben. Nach acht Jahren im GO:IN haben wir nun auch räumlich den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft, und Mitte 2023 soll hier unser neues Gebäude mit einer Fläche von 1.600 Quadratmeter fertig sein. Das ist etwas ganz Besonderes und für uns als Familienunternehmen ein neuer Meilenstein in unserer Geschichte.
Herr Gorczyza, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Dieser Blog und die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert.