14. Landeskonferenz "Telematik im Gesundheitswesen"
Beim Thema E-Health und Künstliche Intelligenz (KI) steckt im Land Brandenburg noch jede Menge Potenzial. Zwar gibt es Initiativen und Unternehmen, die den digitalen Wandel in der Region voranbringen. Sie erkennen die Chancen für eine verbesserte Versorgung auf dem Land. Auf der anderen Seite sind es jedoch oft Risiken und befürchtete Nebenwirkungen, die den Fortschritt in Sachen KI bremsen. Worin genau die Möglichkeiten liegen und wie den Gefahren begegnet werden kann, darüber haben sich am gestrigen Mittwoch die Teilnehmer und Experten auf der 14. Landeskonferenz „Telematik im Gesundheitswesen“ ausgetauscht. Rund 260 Besucher waren der Einladung der Telemed-Initiative Brandenburg e.V. auf dem Campus Griebnitzsee der Universität Potsdam gefolgt.
Jürgen Heese, Vorsitzender der Telemed-Initiative Brandenburg, zog ein positives Fazit: „Unser Ziel war es, dem Thema Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen in Brandenburg eine Plattform zu geben. Wir vernetzen hier Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Versorgung und Forschung auf hohem Niveau. Die Konferenz hat gezeigt, dass es viel zu tun gibt, damit die Versorgung auf dem Land zukunftsfest bleibt. KI als Technologie kann ihren Beitrag dazu leisten, wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt wird. Legen wir gemeinsam los.“
„Datenschutz darf kein Bremsklotz, sondern sollte ein Gestaltungsfaktor für E-Health sein“, sagte Professor Dr. Dirk Heckmann, Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung und Direktor am Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation. Das E-Health-Gesetz sei ein Paradebeispiel für die Überregulierung digitaler Innovationen. Zugleich betonte Heckmann in Bezug auf den Schutz persönlicher Daten: Auch wenn ein Patient möglicherweise wertvolle, weil seltene Gesundheitsdaten besitze, „eine Pflicht zur Datenspende scheint mir ethisch bedenklich zu sein.“ Heckmann eröffnete die Konferenz mit einer Keynote zum Thema „Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen zwischen Datenethik und staatlicher Schutzpflicht“.
Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij sagte bei der Eröffnung der Konferenz: „Viele Herausforderungen in der Medizin werden wir dank digitaler Anwendungen lösen. Aber wir müssen bei der Umsetzung schneller werden.“ Digitalisierung eigne sich, um Distanzen zu überwinden. „Das ist gerade in einem Flächenland wie Brandenburg bedeutsam. Aber nur dann, wenn die Infrastruktur auch zuverlässig einsatzbereit und effizient nutzbar ist“, so Karawanskij. Die Landesregierung werde die finanziellen Mittel aus dem Strukturfonds II nutzen, um die Vernetzung ambulanter und stationärer Zentren sowie der Krankenhäuser untereinander weiter voranzubringen, stellte die Ministerin in Aussicht.
Aus der Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherung beleuchtete Daniela Teichert, Beauftragte des Vorstandes der AOK Nordost, das Thema KI auf der Konferenz: „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz birgt viel Potenzial für die Gesundheitsversorgung der Zukunft. KI-generierte Lösungen sollten die Versicherten und unsere Leistungspartner im Gesundheitswesen in erster Linie unterstützen und entlasten. Damit dies in einem qualitätsgesicherten Rahmen geschehen kann, entwickelt die Selbstverwaltung der AOK Nordost aktuell eine KI-Strategie. Beratend steht ihr dabei der Wissenschaftliche Beirat zur Digitalen Transformation der AOK Nordost zur Seite.“
Welche Chancen bieten sich für die Patienten durch Vernetzung und KI „Made in Brandenburg“? Diese Frage wurde auf dem Podium unter Moderation von Hans-Peter Bröckerhoff beleuchtet. Holger Rostek, stellvertretender Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, betonte, dass es viele gute digitale Lösungen im Gesundheitswesen gebe. Diese müssten aber miteinander vernetzt und kompatibel sein, damit die verschiedenen Systeme nicht zu Mehraufwand beim Arzt führen. Am Ende seien bei allen Lösungen für den Arzt zwei Fragen entscheidend: „Wie integriere ich diese in den Versorgungsalltag? und „Welchen Mehrwert bieten mir diese Lösungen?“ Auch Tino Sorge, MdB und Berichterstatter für Digitalisierung und Gesundheitswirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, schlug in diese Kerbe. Die Akteure des Gesundheitswesens müssten sich auf gemeinsame Schnittstellen und gemeinsame Standards einigen. Dazu werde aber auch politische Führung benötigt. Darüber hinaus müssten telemedizinische Anwendungen genauso honoriert werden wie ein Besuch beim Arzt. Kai Burmeister von der Gesellschaft für Leben und Gesundheit in Barnim und Uckermark bewertet den Einsatz digitaler Technologien vor allem auf dem Land als unverzichtbar: „Für einige ist die Entscheidung, ob digitale Lösungen in der medizinischen Versorgung genutzt werden, ein Luxusproblem. Für die Menschen in ländlichen Regionen werden digitale Lösungen aber entscheidend für eine gute medizinische Versorgung sein.“